Als es noch keine Schuhkartons gab

Update 3.5.2023: Wer hat das wohl gewusst, dass es mal einen “Jamaika-Rum-Verschnitt” mit dem Namen “Schloß Gottorp Gold” gegeben hat? Diese wichtige Frage wird hier und heute gestellt! Gleichzeitig wird die Vermutung geäußert, dass “Gustav” Hansen der
Vorgänger von “Julius” Hansen war, der den älteren Schleswigern als Inhaber eines Feinkost-Ladens im Stadtweg noch erinnerlich ist. Ist es dem “Klassentreffen” vergönnt, mal wieder eine Sache aufgeklärt zu haben?

Hier geht es weiter:
Dieses ist mal wieder ein aufgewärmter, leicht umgestellter und angereicherter Eintrag, mit dem die Verschandelung unserer Stadt im Zeichen des “Fortschritts” belegt wird. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass man in einer Straße mit ehemaligen Arbeiter-Häusern alle Bäume abhackt, Straße und Bürgersteige mit Betonsteinen versiegelt und Fassaden mit Eternit-Scheiß verkleidet! Wer ist dafür verantwortlich?

Bei dem Anblick der “neuen” blattbefreiten Bismarckstaße fällt mir ein, dass ich kürzlich bei einem Besuch in Schleswig meiner Frau die Angelner Straße gezeigt habe, in der ich als Junge ein paar Jahre
gewohnt habe. Die Straße ist jetzt komplett baumlos und die Straßendecke und die Bürgersteige sind wartungsfrei versiegelt. Die Straße sieht zum Fürchten langweilig aus.

Beweisfoto s. links – auf dem Foto rechts haben Oma und Opa gerade das Haus Angelner Straße 11 verlassen. Wie man sieht, sieht man einen Baum!

Jürgen Brandt hat diese beiden Fotos Sylvester 2011 dem “Klassentreffen” geschickt. Wir sehen die Angelner Straße im Jahr 1960 und im Jahr 2011. Deutlicher lässt sich der “Fortschritt” in dieser Straße nicht belegen. Ich
habe als Knirps noch den Bürgersteig vor dem Haus links neben dem LKW gefegt und das Laub weggeharkt. Jetzt ist alles schön versiegelt. Und die Autos werden nicht mehr von herabfallenden Blättern und kleinen roten Früchten (war es nicht Rotdorn?) verschmutzt!

Die SN haben das Thema “Verschönerung” am Beispiel eines Hauses in der Angelner Straße vor etlichen Jahren schon einmal aufgegriffen. Das “sachliche” und “nüchterne”, das die SN im Text beschreibt und
möglicherweise vorsichtig hinterfragt, hat sich in der Angelner Straße mit brutaler Konsequenz durchgesetzt!

Eine kleine Bildergalerie:













Hier spendiere ich den Leserinnen und Lesern des Klassentreffens einen kleinen Spaziergang durch das Schleswig in den Jahren zwischen 1927 und 1968.

Der Spaziergang soll der Erholung dienen, weil uns auf den Fotos keine Bauten im “Schuhkartonstil” begegnen, die heute so gerne von Bauämtern genehmigt werden.

Es ist auch ein Beitrag zu der lebhaften Diskussion zum Thema “Was reißen wir denn jetzt ab?” an dieser Stelle.

Alle Fotos sind aus diesem schönen Buch der Altstädter St. Knudsgilde herauskopiert. Das Klassentreffen bedankt sich recht herzlich.

Sönke Hansen: Fotos vom bebauten Capitolplatz sind immer wieder Klasse. Die Gilden haben bestimmt noch mehr Bilder “im Keller”. :!: :?:

Rainer Pose: Im Gegensatz zu Sönke, der Bilder vom bebauten Capitolplatz immer wieder Klasse findet, stehe ich mit großen Augen vor dieser Aufnahme. Ich habe noch nie ein Bild der Plessenstraße gesehen, wie sie bis zum Stadtweg reicht. Ich kenne nur das Capitol-Kino und den freien Platz davor. Wenn nicht das Kaufhaus “Hans Nissen” im Hintergrund stünde, hätte ich grübeln müssen, welcher Abschnitt der Plessenstraße dort fotografiert ist.
(Hier hast Du noch einen anderen Blickwinkel, Rainer :D )

…Auch die Wohnung von Studienrat Witthinrich im ersten Stock des Feinkosthauses “Julius Hansen” ist jetzt bildlich dokumentiert…

Die drei Fotos vom Gallberg sind auch sehr stimmungsvoll!

Und die Bismarckstraße hat sich doch wunderschön gemausert, nicht wahr? :no:

1.909 Ansichten

16 Gedanken zu „Als es noch keine Schuhkartons gab“

  1. Im Gegensatz zu Sönke, der Bilder vom bebauten Capitolplatz immer wieder Klasse findet, stehe ich mit großen Augen vor dieser Aufnahme. Ich habe noch nie ein Bild der Plessenstraße gesehen, wie sie bis zum Stadtweg reicht. Ich kenne nur das Capitol-Kino und den freien Platz davor. Wenn nicht das Kaufhaus “Hans Nissen” im Hintergrund stünde, hätte ich grübeln müssen, welcher Abschnitt der Plessenstraße dort fotografiert ist.
    Vielen Dank für diese Bild.
    An den “Börsenkeller” in der Kreissparkasse erinnere ich mich gut, das habe ich vor langer Zeit schon einmal erwähnt.
    Auch die Wohnung von Studienrat Witthinrich im ersten Stock des Feinkosthauses “Julius Hansen” ist jetzt bildlich dokumentiert.

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  2. Hallo Rainer,
    die Aufnahme “Julius Hansen” stammt aus dem Jahre 1936.
    Witthinrich dachte zu diesem Zeitpunkt bestimmt noch nicht dort zu wohnen.
    Heute wohnt er im Erlenweg.Ist auch etwas ruhiger dort,als im Stadtweg.

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  3. Tja, wenn der Lutz das schreibt, wird es wohl stimmen. Dr. Hans Witthinrich, so findet man ihn im Schleswiger Telefonbuch.
    Er müßte uralt oder steinalt sein, jedenfalls weit über 80 Jahre. Warum nicht, Johannes Heesters wird jetzt auch 105.

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  4. Es war ein Genuß mit Dr. Witthinrich zu telefonieren. Sein Alter, 86 Jahre, merkt man am Telefon nicht.

    Jetzt eine Korrektur: Er wohnte nicht über Julius Hansen, sondern im ersten Stock des Nebenhauses. Sorry, ich habe mich geirrt. Pater pecavi.

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  5. Unglaublich: an OSTR Doose habe ich noch (damals schmerzhafte) Erinnerung,
    stimmt war Physik nicht Chemie.
    Bei Hans Stüber hatte ich auch Religion.
    Hattest Du auch Ulli Seibüchler als Lehrer, ist ja mit Stüber zusammen in Pension gegangen.

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  6. Schuberts Sohn Helmut war Klassenprimus bei uns – aber ich nehme an, daß Gerd Tams uns bald rausschmeißt mit unseren Privat-Erinnerungen.
    Schönen Gruß

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  7. Von welchem Doose sprecht Ihr? Domschule, Mitte der 50iger Jahre? Wenn es der ist, bei dem hatte ich nur Sport. Wußte garnicht, dass er auch geistig höherstehende Fächer unterrichtete. Mußte mich in Physik mit Heyden quälen. Schubert habe ich in Latein auch genossen.

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  8. Guten Morgen nach Köln, Schleswig und Kiel !
    Doose findet Ihr auf der Fotogalerie der Domschule 1948-1960 Seite 3
    Foto Nr. 1960-09 – die Jungs neben ihm kenne ich leider überhaupt nicht, vielleicht habe ich später einige davon kennengelernt.

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  9. In den SN vom 23. Juli 2009 wird in einem Nachruf der Kollegen der Domschule Abschied von Dr. Hans Witthinrich genommen.

    Dr. Witthinrich war danach von 1951 bis 1984 Lehrer an der Domschule.

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