Irrsinn überall: Schleswig, komm zu dir!

Update: Dieser Beitrag ist mir bei der Umstellung auf eine neue Bildverwaltung „in die Hände“ gefallen. Ich stelle ihn mal auf die „Seite 1“ und frage, ob sich etwas geändert hat. Halt! Dieser Beitrag ist mir auch noch aufgefallen:

Worte

Update: Klaus Bosholm, Vorsitzender des Bauausschusses, ist am 22. Nov. 2016 verstorben (SN vom 25.11.2016).

Vorbemerkung des Admin: Es ist mir ein Anliegen, den Gastbeitrag von Marlies Jensen in den SN vom 23.2.2010 hier wiederzugeben, weil er mir und vielen Leserinnen und Lesern des „Klassentreffens“ damit aus der Seele spricht. Ich nehme mir die Freiheit, Bilder und bereits erschienene Einträge im „Klassentreffen“ mit „Leiers“ Text zu verbinden. Sollten berechtigte Einwände gegen diese Veröffentlichung vorgebracht werden, werde ich den Eintrag ändern oder auch löschen.

Die Autorin Marlies Jensen sorgt sich um ihre Heimatstadt: „Du wirst hässlicher von Jahr zu Jahr“, klagt sie im Gastbeitrag für die SN

Sie ist auf dem Holm geboren, hat der Fischersiedlung unter anderem mit ihrem Buch „Petri Patri-Paradies“ ein literarisches Denkmal gesetzt und ist eigentlich Schleswig-Patriotin par excellence: Marlies Jensen. Doch trotz aller Liebe zu ihrer Heimatstadt ist sie mit deren Entwicklung gar nicht zufrieden. Im Gegenteil: In einem Gastbeitrag für die SN beklagt die Autorin eine dramatische Abwärtsspirale der Stadt, einen „Untergang des Gemeinwesens“. Ein Text, der wachrütteln will.

Schleswig, Du schönes, Du voller Schätze, Du von lieblichster Landschaft umgebenes Gottesgeschenk – was ist es, das so irrsinnig in Dir wirkt? Deine Schätze liegen Dir zu Füßen: Haithabu. Der Dom. Der Holm. Ohne Dein Zutun wachte Dein Schloss auf aus seinem
Dornröschenschlaf und Du bekamst das Globushaus zurück. Gottorf, die Landesmuseen mit ihren Kunstschätzen und -ausstellungen, sie sind heute berühmter als sie zur Zeit Friedrich III. waren. Zuall dem schenkte ein reicher Däne Dir die modernste Schule der Welt – und Du? Du hast es nicht mal geschafft, auf Deinen Flächen drumherum das Unkraut rauszuziehen, als Landesgartenschau war.

Apropos Landesgartenschau: Deine Architekten begannen ihr Werk mit dem Roden unserer geliebten Silberpappelallee. Irrsinn! Sie stand uns Spalier zwischen Dom und Schloss, sang uns raschelnd ihr altes Lied, sie war es, wo im Sturm unser Erlkönig ritt. Landesgartenschau: Keine Blume am Bahnhof. Um das Zelt der Nospa (die so segensreich für Dich wirkt) nichts als Unkraut und Hundekot. In ärmlichen Beeten Begonien, Fleißige Lieschen und Stiefmütterchen. Was ist geworden aus dem vielen Geld?

Hättest Du es auf der „Freiheit“ investiert, hätte Dein neuer Stadtteil schon eine Promenade und vieles von dem, was Du seit Jahren versprichst. Einen Park an den Königswiesen gab es ja schon. Der neue bietet kaum mehr. Deine Nachbarstadt hat einen Park und üppige Beete an ihren Straßen, die jedes Jahr schöner sind als Deine ganze Landesgartenschau.

Bei all Deiner angeborenen Schönheit – Du wirst hässlicher und hässlicher von Jahr zu Jahr. Durch den Zweiten Weltkrieg an Gebäuden völlig unversehrt, erklärtest Du Dir in den 1960er Jahren selbst den Krieg. Ganze Häuserzeilen fielen. Irrsinn! Die Gelder zur Sanierung älterer Stadtteile hast Du oft sinnlos
verstreut. Dem einen gabst Du große Summen, weil sein Haus nahe an einem historischen Gebäude steht. Dem nebenan sagtest Du: Du kannst bauen wie Du willst. Jetzt wird auf der „Freiheit“ gebaut. Hast Du Dir das mal von der anderen Seite angesehen? Das Schloss – die lieblich am Hügel liegende Innenstadt – der Dom – der Holm – das Kloster – und dann – Irrsinn! – Häuser wie Rechenkästchen am lieblichen Ufer der Schlei.

Und die Innenstadt: Lange Straße – tot. Hauptschlagader Stadtweg und Lollfuß – verarmt! (während Du bei Leerständen im Schleicenter ein neues Einkaufszentrum in der Mondlandschaft „Stadtfeld“ planst).

Unser Blickfang „Stadt Hamburg“ – Augenweide, wenn wir den Lollfuß runtergehen (auch noch, nachdem einer sagte, es sei architektonisch uninteressant – wir haben auch Augen!). Inzwischen wurden dem Haus die Eingeweide rausgerissen, die Treppengeländer rausoperiert, die Fenster standen offen bei Regen und Sturm, so dass es nie wieder wird. Irrsinn! Wenn Du je bemerkt hättest, Schleswig, was Gottorf Dir ist, Ihr wäret ein Gespann und „Stadt Hamburg“ Teil eines attraktiven Kulturprogramms, beliebtes Welt-Reiseziel. Menschen suchen nach alten Orten, sehnen sich nach jener untergegangenen Lebenskultur – weltweit.

Wer es in den 1950er und 1960er Jahren noch erlebt hat, ist schmerzlich berührt vom Untergang seines Gemeinwesens. Ich wünschte mir, die Verantwortlichen gingen einmal mit offenen Augen durch die Stadt. Nicht Missernten, nicht Naturkatastrophen, noch nicht mal Geldmangel
– worunter wir weltweit am meisten leiden, ist unkluge Politik. Irrsinn!

Schleswig ist wie für Wikingertage gemacht. Sie sollten nicht irgendwo am Rande stattfinden (ich fand es schrecklich in den letzten Jahren in den Ruinen des Dritten Reichs), sondern in Haithabu, auf der Schlei, in der ganzen Stadt mit ihren Plätzen und Museen, mit ihrer Kaufmannschaft, die sich mit ihren Produkten darauf einstellen könnte – was

Liesegang kann, können auch die Bäcker, die Schuhläden, die Goldschmiede, vor ihren Türen – die Gastronomie kocht Wikinger-Essen – auf der Schlei herrscht reger Fährverkehr, und die neuen Brücken an den Königswiesen bekommen Sinn. Am Schleiwanderweg treiben Gaukler und Skalden ihr Spiel und der Strom zwischen Schleswig und Haithabu reißt nicht ab. Im Dom ist Ansgar zu Besuch.

Schleswig, einst lebendiges Gemeinwesen, komm zu Dir! Dein langjähriger Kulturreferent Dr. Theo Christiansen, der Dich liebte, prägte für Dich in den 1960er Jahren den Begriff „Schleswig – Spektrum europäischer Kultur“. Er scheint der letzte Mensch gewesen zu sein, der noch wirklich selbst dachte in der Stadt.

Hartmut Kunkel:

Lieber Herr Tams, schön, dass Sie den Artikel von Marlies Jensen sofort reingestellt haben. Meiner Frau und mir (beide 1945 als Flüchtlingskinder nach Schleswig gelangt) blutet bei jedem Besuch das Herz, wenn wir sehen müssen, was aus Schleswig gemacht worden ist.

(Vorher stand hier ein „Abstimmungsversuch“ zum Thema. Den habe ich mangels Resonanz erstmal wieder weggelassen…)

2.751 Ansichten

27 Gedanken zu „Irrsinn überall: Schleswig, komm zu dir!“

  1. Das kann man vor lauter Ernüchterung nicht mehr kommentieren!
    In Schleswig wird seit Generationen dem Golden Kalb geopfert, systematisch und besonders gerne, wenn man zur vermeintlichen politischen Mehrheit gehört oder den faktischen wirtschaftlichen Verantwortungsträgern.
    Das endet erst mit dem Herabschreiten des Propheten vom Berg. Leute seht’s ein; das ist das wahre Gesicht der Schleswiger (Mehrheit: Immer schön in die eigene Tasche und die des Vereinsfreundes; eine Hand wäscht die andere. Tourismus und Kultur… kann schon sein – aber was bringt das hier und jetzt? – Schnell weghören und Bauerei oder Abriss durchboxen oder hinterher von nix wissen! Zum Kotzen!
    Meine regelmässigen Vertriebenen-Heimaturlaub-Umsätze habe ich seit meiner Auswanderung in die Diaspora gerne und of nach Schleswig verlegt. Seit einigen Jahren ist das vorbei. Viel lieber kaufen wir in Flensburg ein. Da fühlt sich wenigstens das Auto wohler, wenn es neben der Museumswerft parkt; auch wenns was kostet. Bekannte Auswärtige oder Touristen, die meine Heimatstadt (immernoch) für anheimelnd und gemütlich erklären, kann ich nicht mehr belächeln, nur noch bedauern!
    1975: 36.000 Einwohner; heute 23.000! Wo sind die geblieben???? Ne, ne-nix Bundeswehr usw., nein, das sind alle die Rentner, die nix mehr in der hässlichen Stadt hält, die nach Eckernförde umziehen, das ihnen besser gefällt.
    Vorschlag zur Güte: Wenn Google Streetview mit dem Auto in allen Schleswiger Strassen gewesen ist, alles wegbomben und den Rest nach Amerika verkaufen – dann haben sie Geld für ne Therme, in Schleswig.
    Guten Appetit.
    wünscht Jochen

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  2. Guten Morgen…………..
    wer heute morgen die SN aufschlug, sah sich mit o.a. Artikel konfrontiert, dessen Inhalt sicherlich von vielen unserer Stadt geteilt wird.

    Es ist das Bemühen einer Bürgerin aufzuzeigen, was über Jahrzehnte in Schleswig „schiefgelaufen“ ist.

    Vielleicht war und ist es Zeitgeist – oder auch das Bestreben unserer Kommunalpolitiker sich durch div. Geschmacklosigkeiten ein Denkmal zu setzen.

    Ich persönlich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass diese diversen Veränderungen nicht immer zum Wohle unserer Stadt geschahen – resp. geschehen.

    Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass hier Veränderungen installiert worden sind, die nur der Zielsetzung einer gewissen Klientel dienen – nicht aber dem Wohle des Bürgers.

    Ein elementares Beispiel dafür, ist für mich die derzeitige Auseinandersetzung über den vordergründigen Bau einer Therme – wobei in Wirklichkeit von den Investoren nur das Entstehen eines neuen Stadtteiles gesehen wird, und letztlich der eigene Profit.

    Oder, wie darf man die Aussage von Frau Schöning verstehen, dass die Therme kommen muß – sie habe ja auch schon 5 Millionen Euro in das Areal der „Freiheit“ investiert. Nun ja – einige Euronen wird sie ja wohl auch für die Ansiedlung des dänischen Gymnasiums erhalten haben – und im übrigen sollte man dieser Dame vielleicht einmal klar machen, dass es nicht unbedingt die Aufgabe des Steuerzahlers sein kann, mit seinen Geldern das Funktionieren der Therme zu stützen, damit das Konzept einer Frau Schöning aufgeht. Und, was ihr Gejammer über die schon getätigten Investitionen betrifft – so ist das für mich ein „unternehmerisches Risiko“. M.W.ist sie von niemandem dazu gezwungen worden.

    Dass es dann dafür auch noch wieder in unserem Rathaus Kommunalpolitiker gibt, die dieses mittragen – ist selbstverständlich.

    Es ist für mich aber nicht selbstverständlich, dass Kritiker zu einem Gespräch mit dem Wirtschaftsminister erst gar nicht eingeladen werden. Es ist für mich auch nicht selbstverständlich, dass, während in unsere Stadt etliche Gebäude verfallen – um sie somit dem Abriss preiszugeben – marode Straßen nicht repariert werden können, weil kein Geld da sei – gleichzeitig darüber nachgedacht wurde – ob man für eine Skateranlage 200000 Euro ausgeben könne. Für die Skateranlage einen Schweizer Architekten – und für die Flensburger Straße Hinweisschilder auf Schlaglöcher.

    Wo sind wir hier eigentlich hingekommen?

    Ich möchte es mir versagen – auf die vielen guten Beispiele einzugehen, die Frau Jensen gebracht hat.

    Mir war es wichtig – zu demonstrieren, dass es anscheinend in unserer Stadt doch häufig so war und ist, dass Eigennutz vor Gemeinwohl steht,und dass das Bild der Stadt Schleswig, welches über viele Jahrhunderte gewachsen ist dem Profitstreben geopfert wurde und zum Teil immer noch wird – und eben nicht zum Wohle der Bevölkerung.

    Der Ausspruch von Johann Wolfgang von Goethe: Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen – hat in unserer Stadt anscheinend keine Gültigkeit.

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  3. Seit den 50ern/60ern wird in Schleswig von Freizeitpolitikern überwiegend destruktive „Politik“, nach der Holzhammer/Abrissbirnenmethode geübt..; aber aus einer zunehmend verblödenderen Gesellschaft ist für mich nichts anderes im Ergebnis zu erwarten.

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  4. …. was will uns der Dichter damit sagen?
    Das „Kölsche Klüngel“-Denken ist und war m.E. auch in SL offensichtlich vorhanden!
    Was sagt denn unser nach Köln ausgewanderter Fachmann Rainer dazu????:> Das müßte ihm doch bekannt vorkommen.:>>

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  5. Als „Butenschleswiger“ (1972 ausgewandert) kann ich nicht über die täglichen Gegebenheiten der Schleswiger Verwaltung und Personen urteilen, wenngleich ich in den letzten Jahren den Eindruck habe, daß immer mehr persönliche Animositäten an die Stelle der verantwortungsbewußten Arbeit treten.

    Natürlich stimmt es, daß die Stadt einmal weit über 30.000 Einwohner hatte (auch bedingt durch den Flüchtlingszustrom nach dem Kriege), aber es ist generell ein Problem, wenn von übergeordneter Politik und Wirtschaft Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Stadt-
    verwaltung nicht beeinflussen kann: der Abzug der gesamten Bundeswehr (verbunden mit dem Wegfall der zivilen Arbeitsplätze), die Eliminierung der Zuckerfabrik, Wegfall weiterer Industriebetriebe (Milram) – das sind elementare Einbrüche auf der Einnahmenseite einer Stadt, die so etwas nicht einmal ansatzweise kompensieren kann (erst recht nicht in der heutigen Zeit).

    Es ist zumindest löblich, mehr auf den Tourismus zu setzen, zumal mit den einzigartigen Sehenswürdigkeiten, die der Stadt gegeben sind.

    Die Landesgartenschau im letzten Jahr war in meinen Augen der richtige Ansatz – es hat uns (und vielen anderen Auswärtigen) damals sehr gut gefallen, die Kombination der verschiedenen Orte miteinander war hervorragend.

    Letztlich ist jedoch für eine (wieder) positive Stadtentwicklung entscheidend, daß mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen und mit nötigem Respekt und Weitsicht verwendet werden – sowohl von öffentlicher wie auch von privater Seite.

    Das Sahnestück „Auf der Freiheit“ wäre der richtige Prüfstein dafür…

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  6. Das ist doch mal wieder ein Thema, das auch meinem Mitteilungsbedürfnis entspricht:

    Mit Rundumschlägen wie den von Marlies Jensen sollte man vorsichtig sein. Es gibt in Schleswig nicht mehr und nicht weniger Versäumnisse, Fehlentscheidungen und Missstände als in vergleichbaren Orten. Ich komme regelmäßig „nach Hause“ und ärgere mich auch über manches (wie an anderer Stelle schon zum Ausdruck gebracht). In Orten wie Rendsburg, Husum, Kappeln oder Eckernförde hört man allenthalben aber ähnliche Klagen.

    Negative Auswirkungen auf städtische Kultur gehen vor allem einher mit ökonomischen Fehlentwicklungen. Beispielhaft dafür ist unter anderem der augenfällige Niedergang von Einzelhandel und teilweise auch Gewerbe schlechthin, der innerstädtische Bereiche buchstäblich ausbluten lässt, allgemeine Verödung zur Folge hat und Verfall in vielfältiger Form hervorbringt.

    Diesen Teil städtischer Fehlentwicklung allein an Kommunalpolitik festzumachen, ist zu einfach. Politik kann nicht alles leisten, Stadtpolitik schon gar nicht. Maßgebend sind vielmehr auch hier unkontrollierte Auswüchse der Marktwirtschaft, der sich das Gemeinwesen insgesamt heute scheinbar unterzuordnen hat (Ökonomisierung der Gesellschaft).

    Eine sachliche und fachlich fundierte Analyse der Entwicklung Schleswigs zB in den letzten 50 Jahren dürfte trotz allem zu einem positiven Ergebnis führen.

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  7. Klar hat das Auf und Ab einer Gemeinde was mit der wirtschaftlichen Entwicklung zu tun!
    Mir erschließt sich nur nicht, weswegen viele alte Gebäude deswegen abgerissen werden (auch wenn es billiger ist), um häßliche Schuhschachteln o.ä. dort hinzustellen.
    Und was in anderen Städten passiert oder gemacht worden ist, ist keine Entschuldigung, vor allen Dingen in der heutigen Zeit,dafür. Als Wohnraum knapp war nach dem Krieg, kann ich es noch verstehen. Nur eben heute nicht.

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  8. Mir liegen hier auf meinem Schreibtisch eine Reihe von Archivbilder in Form eines Bildbands vor und zwar aus den 80ern. Da der Band professionell gestaltet und käuflich zu erwerben ist, bin ich nicht befugt (auch nur auszugsweise) diese Bilder der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gesagt sei jedoch das hier der Abrissbirne zum Opfer gefallene Trümmerhaufen, als auch einige „freizeitpolitische „Opfer“!“ zu sehen sind.

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  9. Admin: Hallo Jürgen, ich bin mal so frei und füge Argumente aus dem Leserbrief des Schleswiger FDP-Ratsherrn Jürgen Wenzel, der in den SN veröffentlicht ist, an den m.E. passenden Stellen ein:

    Wenn in Altstädten (die meistens das Zentrum bilden, geschäftlich genutzt werden und Sahnestücke darstellen) schöne alte Bausubstanz vernichtet wird, statt sie zu erhalten und zu sanieren, dann in erster Linie aus wirtschaftlichen Gründen.

    Die Eigentümer pfeifen mit wenigen Ausnahmen auf den Erhalt und haben nur ihren Profit im Visier. Das ist ja das Dilemma vielerorts und eben auch in Schleswig.

    Jürgen Wenzel: Frau Jensen, ich bedaure auch den Verfall des ehemaligen Hotels Stadt Hamburg, aber präsentieren Sie uns bitte jemanden, der bereit ist, mit seinem privaten Geld bestehende Architektur zu erhalten oder neu zu errichten! Die Kommunalpolitik würde jeden solchen Investor mit offenen Armen empfangen.

    Da können Städte und Gemeinden nicht viel ausrichten. Hinzu kommen dann leider auch noch Fehlentscheidungen bei städtischen Liegenschaften.

    Privat und öffentliche Hand muss man aber differenzieren. Allgemeine emotionale Appelle a la Jensen sind gut gemeint, aber nicht zielführend. Bei Formeln, Verantwortliche müssten endlich mal wach werden müssen, stellt sich die Frage: Welche Verantwortlichen denn bitte?

    Frau Jensen konterkariert ihren Appell abgesehen von praktischen Anregungen außerdem auch dadurch, dass sie positive Entwicklungen nicht hervorhebt, sondern mit negativen in einem Atemzug nennt. So kann man das nicht machen.

    Jürgen Wenzel: Es ist meines Erachtens auch ein Widerspruch, wenn man einerseits den Leerstand und Verfall ehemaliger Geschäftsstraßen wie den Lollfuß beklagt, aber andererseits an den Stellen, wo etwas geschieht, die moderne Architektur verurteilt.

    Es ist auch in Schleswig einiges schiefgelaufen, aber so negativ sehe ich das persönlich nicht, wenn ich das mal mit den Zuständen in meiner Kindheit (50er Jahre) vergleiche.

    Jürgen Wenzel: Ein Vergleich der Gegenwart mit den Gründungsjahren der Bundesrepublik hinkt in jeder Hinsicht.

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  10. Jürgen Wenzel: Es ist meines Erachtens auch ein Widerspruch, wenn man einerseits den Leerstand und Verfall ehemaliger Geschäftsstraßen wie den Lollfuß beklagt, aber andererseits an den Stellen, wo etwas geschieht, die moderne Architektur verurteilt.

    Tja, es kommt darauf an, ob die moderne Architektur in die Umgebung reinpasst und wie sie gestaltet ist.
    Die Stoll´schen Vierkantblöcke mit einem Mix aus Beton und roten Steinen
    sind m.E. nicht gerade „Highlights“ der modernen Architektur. Da kann Herr Weber sagen, was er will. Aber schließlich ist das Geschmackssache und jeder hat seinen eignen, ob es uns oder ihm paßt oder nicht!:>> |-|

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  11. Sachma, wer ist denn Jürgen Weber?
    Bei den Ratsmitgliedern ist für die FDP ein Jürgen Wenzel.(schleswig.de)
    Bei Gugl ist Jürgen Weber MDL für die SPD.
    Habe ich nun nicht richtig gesucht?:(

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  12. Es tut weh nach Schleswig zu kommen. Gebäude verfallen, die Natur (Allee zum Dom) hätte man aber in die Gartenschau aufnehmen können.Der Lollfuß ist ein Armutszeugnis in der Umgebung des so berühmten Theaters. Ich gebe Frau Jensen recht, es ist zum weinen

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  13. Hallo Gerd, vielen Dank für die Ergänzungen.

    Jürgen Weber von der FDP? Mensch, ich hab schon einen Schreck gekriegt, dass von denen jemand Zeit hat, sich so zu äußern. Ich dachte, aus dem Lager stehen zZ alle auf dem Finanzamt Schlange von wegen Selbstanzeige. SPD klingt jedenfalls irgendwie logischer.

    Letzten Herbst bin ich mal den Hafengang zum Rathaus rumgegangen. Eins der letzten Häuser rechts wurde gerade restauriert/renoviert. Schönes altes Haus. Fassade, Eingangstür, Fenster – alles neu und stilgerecht. Sah klasse aus. Da war ein jüngerer Mann allein am Werkeln. Den hab ich in Schnack aufgehalten. Er war so nett, mir das zu zeigen. Drinnen (bei schmaler Fassade übrigens nach hinten raus erstaunlich viel Platz) alles entkernt und neu gemacht. Toll. Er hatte das Haus für relativ wenig Geld erworben und ein Mehrfaches für die Sanierung reingesteckt. Ausschließlich privat. Und er sagte auch: Wenn Leute wie ich sowas nicht machen würden, wäre hier in der Schleswiger Altstadt schon viel mehr verrottet als es schon ist.

    Ist zwar noch eine andere Ecke, aber worüber ich mich persönlich schon besonders geärgert habe, ist der Zustand des Michaelisfriedhofes. Seit Herr Kaiser im Ruhestand ist, geht das da den Bach runter. Die jetzt zuständige Dame vorne im Büro zeigte sich zwar offen für Kritik, ließ aber auch durchblicken, dass sich auch hier wirtschafliche Zwänge negativ auswirken würden.

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  14. Jürgen, falls Du den „Alten Domfriedhof“ am Stadtfeld meinst, können Norbert und meine Wenigkeit vermelden, dass vor einigen Wochen ein Haufen Müll an der südlichen Mauer des Friedhofs aufgeschichtet war (stimmts Norbert?)…:(

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  15. Wenn die alten Friedhöfe stillgelegt werden, sind es bald nur noch Müllkippen.(Is nix mit de Pietät)
    Aber ich glaube, Jürgen meint einen anderen Friedhof. Entweder den bei der ehemaligen Michaeliskirche oder den an der an der Husumer Straße, der offiziell Michaelisfriedhof heißt.

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  16. ….auf der anderen Straßenseite, gegenüber vom Michaelisfriedhof, ist der Militärfriedhof.
    Ich war da aber noch nie. Wenigstens kann ich das nicht erinnern.

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  17. Stimmt Norbert, hab ich jetzt auch gefunden. Ich war erst einmal – aus Anlass einer Beerdigung – auf dem Michaelisfriedhof. Vom Militärfriedhof wusste ich nichts.

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  18. Stimmt, ich meine den Michaelisfriedhof an der Husumer Straße. Da liegen ganze Generationen meiner Familie begraben. Leider lässt die Pflege dieser schönen Anlage seit einigen Jahren sehr zu wünschen übrig. Da wird das Pensum scheinbar nur noch lieblos absolviert. Schade drum.

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  19. Hier der abschließende, „vernichtende“ Satz aus einem längeren Leserbrief des SPD-Ratsherrn Klaus Bosholm an die SN:

    Polemiken wie die von Frau Jensen, die wortreich „Irrsinn überall“ beklagt und dafür eine „unkluge Politik“ verantwortlich macht, sind vor dem Hintergrund der Probleme armselige Rechtfertigungsversuche für eigene Untätigkeit und Ratlosigkeit. Besserwisserei ohne Substanz.

    (Admin: Es handelt sich um einen längeren Leserbrief, der aufzeigen soll, was Schleswig nach Meinung des Verfassers voranbringen könnte, wobei die „Therme“ als nicht „verantwortbar“ eingestuft wird. Der letzte Satz kommt ansatzlos „aus der Hüfte geschossen“, ohne auf die Argumente von Frau Jensen einzugehen)

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  20. In diesem Zusammenhang fällt mir nur ein landläufiger und oft zutreffender Satz aus der Sprichwortkiste ein (speziell für Freizeit.- als auch für Bezahl“politiker“): „Wer sich verteidigt, klagt sich an“

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  21. …anderes Sprichwort:
    „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.“
    Als Vorsitzender des Bauausschusses kann er die Kritik von Frau Jensen natürlich nicht ab, d.h. er ist nicht kritikfähig, kann allerhöchstens nur austeilen!:yes:
    Ich vermute mal so stickelingtiv, daß er zu der Sorte Lehrer gehört, die meint, den tiefen Teller erfunden zu haben.

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  22. Wer weiss, auf wessen Seite die SN stehen und was der Herr Bosholm wirklich wie umfangreich und in welchem Zusammenhang geschrieben hat:
    Bei Leserbriefen behalten Redaktionen sich ja sehr umfangreiche Rechte z.B. auch und gerade der Kürzung vor.
    Da kann dann der Abdruck – gewollt oder ungewollt – so entstellend ausfallen, dass man nicht wiedererkennt, was man tatsächlich eingeschickt hat und bedauert, überhaupt einen Leserbrief verfasst zu haben.
    Vielleicht wäre es nicht verkehrt, solches bei anschliessenden Stellungnahmen zu bedenken?

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  23. Stimmt!
    Nur bei Ratsmitgliedern wird normalerweise nicht gekürzt.
    Falls der Sinn (grenzt hier fast an Beleidigung) durch Kürzungen entstellt ist, wird Herr Bosholm sicher eine Richtig- oder Klarstellung in der SN von sich geben, da das nicht zuletzt auf den Bauausschuß zurückfällt.
    Falls nicht…..|-|
    Was z.B. Stadt Hamburg betrifft, stimme ich Herrn Wenzel zu.Es wird sich kaum einer mit dem nötigen Kapital und Idealismus finden, der diese Ruine wieder auffixt.

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  24. Und zu dem, was sogar eigentlich renommierte, überregionale Zeitungen bis hin zu komplett erfundenen Interviews verbreiten und uns jegliches dort Gedruckte mit sehr viel Vorsicht ob seines Wahrheitsgehalts betrachten lassen sollte, zitiere ich dazu unseren Kieler Prof.Kleinfeller (anno 1969 2-stdg. zum Abschluss unseres Chemiestudiums)aus seiner Erfahrung mit der Presse:
    „Journalisten sind faul und dumm: Zu dumm, etwas zu wissen, und zu faul, sich zu informieren.“

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  25. … auch das „Stadt Hamburg“ ist Opfer sinnloser Rechtsnormen zusammengeschustert von weltfremden „politischen“ Fachidioten. Die Verwaltungen, die nur auf Grund „politischer“ Entscheidungen agieren sind „machtlos“ und überlässen den „Bürgern“ das „politisch“gemachte Ergebnis, weil z.B. Fristen verstrichen sind und somit der Zerfall dieser/einer Immobilie von vorn herein gewollt war! Macht nichts!
    Der/die Besitzer/in ist pleite, den Abriss zahlt der Schleswiger Steuerzahler und partizipieren wird hiervon irgend ein Parteigenosse/freund/kollege.

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  26. Journalisten sind faul und dumm: Zu dumm, etwas zu wissen, und zu faul, sich zu informieren.“
    Diesen Satz finde ich sehr gut und er trifft den Nagel auf´m Kopf ;D
    Ich hatte auch mal das Fernsehen an Bord.
    Was nachher dabei rauskam, hörte sich zwar toll an, war es aber nicht!
    What shall´s!War so halt Werbung für die Marine. Wobei man m.E. mit der Realität viel weiter kommt.

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