Meyers Konversationslexikon – 14. Band: Rüböl – Sodawasser

Was zum klicken! (Hier ist das Lexikon von 1885-1892 zu finden!)
Schleswig, Hauptstadt der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, in einem Halbkreis am Westende der Schlei gelegen, Knotenpunkt der Linie Neumünster-Wamdrup der Preußischen Staatsbahn und der Eisenbahn S.-Angeln, ist über 4 km lang und besteht aus den drei seit 1711 miteinander verbundenen Städten Friedrichsberg (vormals Kratzenberg) westlich, Lollfuß (Fußsteig zur Kapelle des heil. Lollus) und Altstadt nördlich der Schlei. An letztere schließt sich dann noch südöstlich der Stadtteil Holm (d. h. Insel). Unter den kirchlichen Gebäuden (3 evangel. Kirchen, eine katholische und eine Baptistenkapelle) sind besonders der gotische Dom (nach dem Brand von 1440 neu erbaut) mit dem Marmordenkmal des Königs Friedrich I. von Dänemark (von 1555) und einem mit kunstvoller Holzschnitzerei (385 Hauptfiguren) versehenen Altarschrein (ein Werk Hans Brüggemanns von 1521) bemerkenswert. Von andern Gebäuden ist nur das auf einer Insel zwischen der Schlei und dem Burgsee liegende Schloß Gottorf (Residenz der Herzöge bis 1713, gegenwärtig Kaserne) hervorzuheben. Die Bevölkerung belief sich 1885 mit der Garnison (ein Infanteriebat. Nr. 84 und ein Husarenreg. Nr. 16) auf 15,187 Seelen, meist Evangelische, welche Leder-, Zündwaren-, Dachpappen- und Maschinenfabrikation, Eisengießerei, Schiffbau, Fischerei, Bierbrauerei und Schiffahrt betreiben. S. ist Sitz des Oberpräsidiums, des Provinzialschulkollegiums, eines Generalsuperintendenten und einer Regierung für die Provinz Schleswig-Holstein, einer Kirchenpropstei für die Propstei Gottorf, eines Landratamtes für den Kreis S. und hat ein Staatsarchiv, ein Amtsgericht, ein Gymnasium, ein adliges lutherisches Fräuleinstift (St. Johannis) mit reichen Besitzungen, 2 Taubstummenanstalten, eine Provinzialirrenanstalt, eine Idiotenanstalt etc. In der Nähe des ehemaligen Danewerks (s. d.) und an der Südostseite der Schlei der reizende Landsitz Luisenlund, nach N. das Dorf St. Jürgen, auf dem Weg dahin ein Denkmal für den Maler Carstens. – Die Stadt war schon 808 ein wichtiger Handelsort. In dem nahen Haddeby erbaute Ansgar die erste christliche Kirche in Dänemark; 948 ward in S. ein Bistum errichtet, und um 1200 erhielt der Ort Stadtrechte. In den Kriegen zwischen den Deutschen und Dänen 1848-64 war S. durch das Danewerk ein wichtiger Platz, den die Dänen 5. April 1864 nach dem Schleiübergang der Preußen räumten. Vgl. Sach, Geschichte der Stadt S. (Schlesw. 1875). – Der Regierungsbezirk S. umfaßt die ganze Provinz Schleswig-Holstein (s. d.).

Hmmmm… wo war denn jetzt noch mal gleich die …Zündwaren-, Dachpappen- und Maschinenfabrikation, Eisengießerei, Schiffbau…

Das “Staatsarchiv” war lt. Heinrich Philippsen (was wären wir ohne ihn…) im “Hattenschen Hof” – Süderdomstraße Nr. 13, der “wohlerhalten” ist. Weiter:

…Nachdem während der Kriegszeit 1870/71 die von Sonderburg nach Schleswig verlegte Idiotenanstalt vorübergehend hier untergebracht worden war, wurde das Gebäude zum Staatsarchiv eingerichtet und als solches bis vor kurzem benutzt…

(Auf dem Foto müsste die Süderdomstraße 13 das als “alte Domkurie” bezeichnete Gebäude sein. Es trägt die gleiche “Hausnummer” wie der Dom selbst… oder liege ich da falsch?)

Und weil der Admin sich gerne in seinem Bildersammelsurium suhlen möchte, geht es jetzt weiter mit dem Schleswig-Artikel im 12-Bändigen Meyers Lexikon von 1929 (Das Werk steht leicht eingestaubt in meinem Bücherschrank):

Schleswig, Hauptstadt des Regbez. S., (1925) 18451 Ew., am Westende der Schlei, Knotenpunkt der Bahn Rendsburg-Flensburg, besteht aus der Altstadt, und den Stadtteilen Friedrichsberg, Lollfuß und Holm, hat Dom Sankt Peter (13. Jh., 15. und 19. Jh. erneuert) mit 112 m hohem Turm, Schloß Gottorp (Gottorf); 1268 – 1711 Sitz der Herzöge, seit 1850 Kaserne), Bismarckbrunnen und Tiergarten; Regierung, AG., Finanz-, Zoll-, Landratsamt, OFörst., ev. Landesbischof; Gymnasium, Realschule, Deutsche Oberschule mit Frauenschule, höhere landwirtschaftl. Lehranstalt, Theater, Altertumsmuseum, Landes-Taubstummenanstalt, 2 Landes-Heil- und Pflegeanstalten, Adliges Damenstift (ehemaliges Kloster Sankt Johannes), Kranken-, Armenhaus; Tauwerk-, Leder-, Möbel-, Maschinen-, Dachpappen-, Fleischwarenfabriken, Fischräuchereien, Gartenbau, Vieh- und Holzhandel; Reichsbanknebenstelle. Garnison: 3. und 4. Esk. Reiter-Reg. 14. Südlich von der Stadt das Danewerk (s.d.), südöstl. der Landsitz Luisenlund. – S., schon 808 Handelsort, 948 Bischofssitz (s. Sp. 1310), wurde um 1200 Stadt. Die Dänen räumten S. 5. Febr. 1864. Nachdem durch die Abstimmung und die Abtretung des nördlichen Teiles der Provinz S.-Holstein (s.d.) die Grenze näher an S. herangerückt war, wurden seit 1920 verschiedene Behörden (Oberpräsidium, Staatsarchiv) aus S. nach Kiel verlegt. Lit.: A. Sach, Geschichte der Stadt S. (1899, H. Philippsen, Alt-S. (1924-28), 2 Tle.), Kurzgefaßte Geschichte der Stadt S. (1927) und Die Entwicklungsgeschichte der Stadt S. 1870 bis auf die Gegenwart (1928). (Uff..fertig abgeschrieben)

Ich suche das “Armenhaus“. Im Jahr 1911 gibt es lt. Philippsen ein Armenhaus am Stadtfeld Nr. 17. Die ungeraden Nummern sind auf der westlichen Seite des Stadtfeldes. Mit Google-Maps endet das letzte Gebäude mit der Nr. 15, in dem sich eine Weinhandlung auf dem Eckgrundstück zum Wildemannsgang befindet. Vom Stadtfeld aus gesehen, muss sich die Nr. 17 also rechts daneben befunden haben. In “Alt-Schleswig” findet sich noch folgende Passage:

…Das in der Nähe [von der “Schanze”] liegende städtische Armenhaus steht auf dem einstigen “Gymnastik”-Platze, der für das dänische Militär hier angelegt war. Es ist Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erbaut, nachdem das auf dem Domziegelhof stehende gleichartige ältere Gebäude um diese Zeit durch Feuer zerstört worden war…

Auf Sönkes Karte von 1950 ist zwischen der “Weinhandlung” und der Sanitätsmeierei ein “Altersheim” eingezeichnet. Sollte an dieser Stelle das ehemalige Armenhaus gestanden haben? Auf dem Luftbild von 1924 (auch bei Sönke) sieht man am unteren Rand zwei Dachfirste nebeneinander. Treffer?

Bingo! Habe gerade in dem Buch “Die Geschichte einer psychiatrischen Klinik” von Harald Jenner den Ausschnitt eines Planes von 1820 (s. links) gefunden, auf dem an der “richtigen” Stelle ein “Platz zur Gymnastik” eingezeichnet ist. Schade, dass kein Foto des Armenhauses zu finden ist (bis jetzt…). So! Rechts haben wir jetzt das Armenhaus. Es ist das Haus links neben der Sanitätsmeierei.

Norbert Neidebock schreibt:

In Schleswig gab es etliche Armenhäuser (Skierka, Schleswig in der Statthalterzeit Seite 266 – 282). Die Zeit galt von 1711 – 1836. Ich glaube nicht, daß es zur Zeit des Konversationslexikons viel weniger geworden sind. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es über 8 im Stadtgebiet.Teilweise waren sie auch in Hospitälern untergebracht.

Das Imperium, pardon, Heinrich Philippsen, schlägt zurück (1927):

…Eine auf dem Stadtfelde auf Kosten der Stadt neuerbaute Armenanstalt, für eine Belegschaft von 125 Personen berechnet, machte die bisherigen gleichartigen Unterkunfts-Einrichtungen überflüssig…

Bestärkt durch dutzende, nein hunderte meiner Fans, mache ich jetzt weiter mit dem Brockhaus Konversationslexikon von 1894-1896:

3) Hauptstadt der Provinz Schleswig-Holstein und des Reg.-Bez. S., Kreisstadt im Kreis S., halbkreisförmig am westl. Ende der Schlei, an der Linie Hamburg-Vamdrup der Schleibahn und der Nebenlinie S.-Süderbrarup (21,1 km) der S.-Angler Eisenbahngesellschaft, Sitz des Oberpräsidenten, Provinzialschulkollegiums, der königl. Bezirksregierung, des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Flensburg), Hauptsteueramtes und Konsuls für Schweden und Norwegen, ist Dampferstation und hat (1890) 15123 (7980 männl., 7143 weibl.) E., darunter 405 Katholiken und 29 Israeliten, in Garnison das 1., 3. und 4. Bataillon des Infanterieregiments von Manstein Nr. 84 und das Husarenregiment Kaiser Franz Joseph von Österreich Nr. 16, ein Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung und Pferdebahn. Die Stadt ist 6 km lang und besteht aus der Altstadt mit dem sog. Holm, dem Lollfuß (benannt nach einer vormals hierselbst verehrten Reliquie, dem Fuß des heiligen Erzbischofs Lollus von Mainz) und dem Friedrichsberg. Letzterer stößt südlich an das Dorf Bustorf, in dessen Nähe die einzeln stehende Kirche von Haddebye belegen ist. Zwischen Lollfuß und Friedrichsberg liegt das Schloß Gottorp (s. d.). S. hat vier evang. Kirchen, darunter die Domkirche (St. Peterskirche) in der Altstadt, 1894 restauriert und mit neuem Turm (112 m) versehen, mit Denkmälern und Kunstwerken (ein aus Eichenholz geschnitzter Altarschrein mit 398 Figuren, 1521 von dem Bildschnitzer Hans Brüggemann aus Husum vollendet und 1666 aus der Kirche zu Bordesholm bei Kiel hierher überführt), die Michaeliskirche (1100), nach dem Einsturz von 1869 in Form eines griech. Kreuzes wieder aufgebaut, und die Schloßkirche von Gottorp (s. d.), eine kath. Kapelle, Baptistenkapelle, ein Gymnasium mit Realschule, höhere Mädchenschule, Taubstummenanstalt, Provinzialirrenanstalt, sechs Altersversorgungsanstalten, mehrere Sparkassen, eine Kreditbank, Volksbank, einen Handelsverein und bedeutende Lederindustrie. Auf dem Holm liegt das frühere kath. St. Johanniskloster, seit der Reformation ein adliges Fräuleinstift. Die auf dem Holm wohnenden Fischer betreiben starke Fischerei in der Schlei. Zu Wasser werden Steinkohlen, Getreide und Holz eingeführt. Im Süden von S. und Bustorf erstrecken sich die Reste zweier alter Grenzwälle, das Danewerk (s.d.) und der Kograben. Zwischen diesen beiden, unweit von dem Dorfe Selk, liegt der Königshügel (König Sigurds Hügel), auf dem sich ein Denkmal für die daselbst im Febr. 1864 gefallenen
Österreicher befindet.
 
Angesehen von: 880

9 Gedanken zu „Meyers Konversationslexikon – 14. Band: Rüböl – Sodawasser“

  1. :idea: :idea: :idea: RESPEKT :idea: :idea: :idea:

    Du warst ja mächtig fleissig…

    Übrigens lese ich gerade in der Zeitung, das der Futtermeister Christian Seier, St.-Jürgener-Str.21, sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiert. Herzlichen Glückwunsch :>> :>> :>>

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  2. In Schleswig gab es etliche Armenhäuser (Skierka, Schleswig in der Statthalterzeit Seite 266 – 282)Die Zeit galt von 1711 – 1836. Ich glaube nicht, daß es zur Zeit des Konversationslexikons viel weniger geworden sind. Wenn ich richtig gezählt habe, waren es über 8 im Stadtgebiet.Teilweise waren sie auch in Hospitälern untergebracht.

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