Mol wedder wat op Platt…

Toerst fangt dat mit Hochdütsch un Wolfgang Kather an…

Nur kurz einige Anmerkungen: Intscheniör schreibt sich mit “T”, die Fa. Barkow war gegenüber von der Fa. Oellerking, deren Chef saß oft mit seinen Leuten zum Skat spielen in der Kneipe (Namen vergessen) Ende Husumer Baum, kurz vor der Mansteinstaße, wo er große Reden schwang, daß man doch den Leuten mehr
Geld bezahlen sollte, nur wenn das um die Tarifverträge, die für seine Fa. galten, ging, wurde er richtig knickerig!
Anmerkung zur Kneipe: Wie wir (ich weiß nicht mehr wer wir waren) in dieser Kneipe nach der Arbeit mal am versacken waren hatte ich das Erlebnis auf der Toilette über dem Handtuch einen Zettel mit der Aufschrift: “Bitte nicht zum Schuheputzen verwenden” lesen zu dürfen (Das hat mich fürs Leben, wie ihr sicherlich hieran merkt, geprägt).

Denn kümmt Peter Voß:

Aber in dem zementgrauen Haus, wo der Husumer Baum auf die Mansteinstraße stößt, hatte ich gute Gründe: mehrere Sorten Bier zum fairen Preis. Der Wirt war ein ehemaliger Kabellöter von der Post und hatte ein großes Herz für die schwach besoldeten Barkow-Lehrlinge. Wenn du ausnahmsweise mal kein Geld hattest,
hat er dich auch kostenlos abgefüllt… nur übertreiben durfte man natürlich nicht, also gezielt auf lau saufen, dann hattest du ver…scherzt bis in alle Ewigkeit.

Norbert Neidebock hett dor ok een or twee Beer sopen:

War das nicht die “Bärenklause”???

Die war doch Ende der 60er von Olaf Petersen übernommen worden (m.E. nach dem Brand der “Deutschen Eiche” neben Schundvoigt). Die Barfrau war Ulla Petersen. Ich habe da oft mit Sönke Buhmann gesessen und dem Teufel Alohol gefrönt! Ich bin erst Ende der 60er nach Friedrichsberg gekommen und Anfang der 70er wieder weggezogen, kenne also nur wenige aus dem Stadtteil.

Nu wedder Peter Voss:

Bärenklause? Da nützt auch längeres Kopfkratzen nichts… ab 1965 war ich beim Bund (mit Wilfried Pirschel in dieselbe Kompanie eingezogen) und hatte für Schleswiger Kneipen keine Zeit mehr, denn in Flensburg gab es auch welche. Mag sein, daß der spätere Wirt den Laden so getauft hat. Als ich eingezogen wurde, war der Wirt jener Kabellöter, der das Geschäft gemeinsam mit Oma und Opa führte. Die Kneipe war im Erdgeschoß eines grauen Mietshauses. Gegenüber, an der Ecke Husumer Baum, war ein Ladengeschäft, vielleicht ein Bäcker, und um die Ecke rum hatte Ische Marxen seine Schmiede. Wolfgang Kather mag wohl recht haben mit seiner Beschreibung.

Un nu geit dat mit Peter Voss op platt wieder:

Wenn Sönke Buhmann (de Autohöker) vun de Bärenklause di över den Wech lopen deiht, grööt em doch mol vun mi. Villicht fallt em wat dor to in.

Dorto het nu Norbert Neidebock wedder wat to seggn:

Nee, Sönke wär nich de Autohöker. He keem vunne Kapaunenbarg un wär een Schoolkamerod vun mi. Leider hevv ick emm utte Oogen verlorn un weet nich, wo he avbleben is. Schiet ook, Herr Pastor!

Un nu dreit Peter Voß so richtig mit sin Plattdütsch ut Celle :D op:

Kapaunenbarg woner he… dat heff ick denn wol mit den Radetzkymarsch verwesselt.

Ick heff an Busdörp dacht. Liekers kenn ick een Sönke Buhmann, mach ween, he is de sölbige. Wo de Kapaunenbarg in de Husumer Boom afgeiht, steiht op de een Sied dat Pasterhuus mit dat Gemeendehus, op de anner Sied stunn to mien Tied een Backsteenhus mit Molermester Hempel bin. Dulli Hempel wer in mien
Schoolklass un is denn ok Moler worn. Dat Huus is nu afreten, seggt Google Earth, dor hebbt se Grönland ut mokt. Un anne Eck bi Goschs Gasthof stunn domols ok noch keen Buschwark op de Straat. För son Grappen hebbt se domols
keen Tied hat.

Un wenn du nu de Husumer Boom langs över de Friedrichstraat op de Schlei tomarscheerst, liggt rechts de Bugenhagenschool, un dor, wo nu de Georg-Pfingsten-Wech (fröher wer dat alens de Öhrwech)

Admin: Naa düsse Kort weer dat 1910 de Öhrwech; naa de anner Kort vunn 1933 harrn se all de “Georg-Pfingsten-Weg” ;D

Peter Voß: Georg-Pfingsten-Weg heißt er heute, verrät mir Google Earth. In den 50ern reichte der Öhrweg vom östlichen Ende Kleinberg, hinter den Gärten der Friedrichstraße durch die Wiesen und dann hinter der Bugenhagenschule entlang bis zum Anfang der Busdorfer Straße, immer am Bächlein Öhr entlang. Schräg links gegenüber kommt man in den Weg zum Busdorfer Teich, schräg rechts gegenüber in der Friedrichstraße war eine kleine Kneipe, wo wir den bösen Rock’n Roll hörten, Bill Haley, Elvis und Co. Weil ich mit dem Fahrrad aus der Brockdorff-Rantzau-Str. kam, bin ich auf Höhe Prinzenpalais in den Kleinberg abgebogen und bis zur Bugenhagenschule gefahren. Direkt gegenüber dem Haus, in dem das fromme Mütterlein betete, führte ein Steg über den Öhr in Schneiders Garten, wo wir, Winfried Schneider, Uwe Zimmermann, Edgar Gülck und Volker (Hoppel) Hoffmann, mit Brigitte Clausen und Ingrid Nonnsen … die ersten Biere tranken. Die Biere konnten wir in einem kleinen Kiosk im letzten Haus der Friedrichstraße kaufen. Wer einen Schritt weiter ging, lag im Öhr.

vun quer kümmt, wer een Rondell mit een grote Mast mittenmang. Dor hett de Bugenhagenschool jede Johr ehr Vagelscheeten hatt, de Vagel wer boben an de Mast fastnogelt. Schoten hebbt wi Kinners (!) mit een KK-Gewehr, un dat dütsche Riek is liekers nich ünnergohn. Tondach steckt se di dorför in Knast, dat dat huhlt un brummt. (Vertell dat awers nich de Schäuble, de kümmt glieks mit sien maskeerte Schutzlüüd un sparrt all in to eern eegen Schutz)

Ut een Imehl an Gerd Tams: Bist du der Tams aus Haddeby vom Historischen Gasthaus? Da war meine Königsfeier, als ich 1958 Vogelkönig der Bugenhagenschule war, denn die Feier war immer dort. Ziemlich langer Fußmarsch von der Friedrichstraße, der Spielmannszug vorweg.

(Gerd Tams: nee, mit de Tams’ ut Busdörf heff ick nix to dohn)

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3 Gedanken zu „Mol wedder wat op Platt…“

  1. Der Knilch war Professor Georg Wilhelm Pfingsten, der ersten Leiter des im Jahre 1810 von Kiel nach Schleswig verlegten Taubstummen-Insituts, dem er bis 1825 vorstand (gefunden bei Sönke Hansen).

    Die hässliche Kiste stand vorher da, wo jetzt die Bugenhabenschule steht. Wahrscheinlich (das denk ich mir so) gibt es einen Zusammenhang zwischen der Kiste und dem umbenannten Öhrweg.

    Aus der ganzen Sache halt’ ich mich aber nach Möglichkeit heraus, weil Friedrichsberg für mich ein unbekanntes Gebiet war. Drei Kronen, die Anstalt und die Angelner Straße (und die auch nicht so richtig) war “mein” Revier, bis ich ausgewandert bin :D

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  2. “Gerd Tams: Naa düsse Kort weer dat 1910 de Öhrwech; naa de anner Kort vunn 1933 harrn se all de “Georg-Pfingsten-Weg”.”

    Bei meiner unsterblichen Seele: Daß der Öhrweg “Georg-Pfingsten-Weg” heißt,habe ich hier zum ersten Mal von Norbert Neidebock gehört. Wissen das auch die Anwohner der Friedrichstraße, die ihre kleine Brücke über den Öhr haben? Meine letzten beiden Schuljahre in der Bugenhagenschule war ich beinahe täglich bei dem Haus, in dem alte Mütterchen aus Muffe vor den Kosaken und Franzosen ins Gebetkoma fallen. Georg Pfingsten habe ich nie getroffen, und die Bewohner der stattlichen Häuser haben den Mann einfach totgeschwiegen!

    Wer war der Knilch? Etwa der Zeitungsverleger aus meiner Heimatstadt Celle, wo man ein anderes Platt spricht als in Schleswig? Dann hätte man den Weg auch nach mir benennen können, schließlich war ich öfter da als er.
    Die Welt ist ungerecht, und ihr tut auch nichts dagegen! Es lebe der Öhrweg!

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  3. …wußte auch nur vom Oehrweg ( auch von den darin von der Schwarzen Greet versenkten Booten, was schon spannend war ), kannte das große Gehörlosenheim nur von außen und sah Georg-Pfingsten-Weg erstmals auf einer Wanderkarte, die anfangs der 80er Jahre vom Tourismusbüro verschickt wurde….als einer der Lagerarbeiter bei Oellerking war für mich Wolfgang Kathers Bemerkung zum Chef auch nach so vielen Jahren noch interessant: In meiner Zeit dort setzte die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung durch, die kam aber bei uns nicht an, er war Arbeitgeberchef und bezahlte vorher über Tarif: DM 1,08 brutto – Weihnachtsgeld ließ sich auch sparen, wenn die Leute wegen Auftragsmangel Ende November entlassen und zum Januar wieder eingestellt wurden…im Tiefbau bekam ich dann 1,80… nur Gleisbauarbeiter bei der Bahn bekamen mit 2,20 mehr, die stampften den Gleisschotter noch mit der Hand…

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