Mal wieder ein exhumierter Eintrag – warum? – weil „die“ Karte von 1938 beim Antiquar meines Vertrauens aufgetaucht ist (s. u.).
Man nehme …einen Stadtplan von Schleswig aus dem Jahr 1959 aus einem Schulatlas, einen von Sönke Hansen übersandten Stadtplanausschnitt von 1938, (Klasse, Sönke!)Skandal! Den Kindern der Sternschule in Kiel wurde ein Stadtplan von Schleswig von 1959 präsentiert, der Ungereimtheiten enthielt!
Wolfgang Kather deckt auf!
1952 sind wir als Erstbezug in den als letztes fertig gestellten Wohnblock in die Ringstraße gezogen, die Ringstraße fehlt auf der Karte. Das Krankenhaus in der Königsallee ist mir völlig unbekannt, dort gab es 1959 das Landesjugendheim. Ob es nach dem Krieg dort ein Krankenhaus gab?
Aus den SN vom 24.10.2005: In seiner wechselvollen Geschichte diente der Paulihof schon früher als Lazarett. Nach dem Ende des schleswig-holsteinisch-dänischen Krieges 1848 bis 1850 entstand 1851 auf der obersten Terrasse des damaligen Gottorfer Gartens der Neubau eines Garnisonslazaretts mit 88 Betten für Offiziere und Garnisonsangestellte. Im deutsch-dänischen Krieg von 1864 diente es den Österreichern als Feldspital und wurde nach dem deutsch-österreichischen Krieg 1866 als preußisches Reservelazarett weiter geführt. Nach 1945 wurde im Paulihof die Gynäkologie und Kinderabteilung des Städtischen Krankenhauses untergebracht. 1952 schließlich wurde der Paulihof zum Landesjugendheim umgewandelt.
Das Kreiskrankenhaus im Hesterberg gab es nicht mehr, es war zusammengelegt mit dem Stadtkrankenhaus, am Hesterberg aufgelöst und das Gelände und die Gebäude in die Landesheilanstalt integriert. Der Schießstand in den Pöhler Wiesen (Sönke Hansen hat fotografiert!) war 1959 ein zugewachsenes Wäldchen (wenn ich mich recht erinnere war er auch gesprengt). Allerdings wurden dort noch von etwas älteren als wir die im Burgsee gefundenen Waffen ausprobiert. Es wurde erzählt, daß dort ein Baum mit einem Maschinengewehr gefällt worden ist. Und dann sind die folgenden Fußwege wie Straßen eingezeichnet: Liliencronweg, Storchennest zur Schubystraße, Schwalbenweg zur Amselstraße.
den PLAN der Stadt Schleswig mit Erklärung der Straßen, Gänge, Wege und Wohnplätze von H. Philippsen von 1926 und
…rühre alles gut um, und das kommt dabei heraus:
Die Schubystraße hieß zwischendurch mal Hermann-Göring-Straße. H. Philippsen schreibt:
Schubystraße, eine alte Verkehrsstraße für die Verbindung der Stadt mit der einstigen Hauptheerstraße des Landes, dem sog. Ochsenwege. Für Schleswig hatte das an diesem Wege belegene Dorf Schuby eine größere Bedeutung, die in dem Namen der Straße zum Ausdruck kommt.
Die Flensburger Straße hieß auch mal Adolf-Hitler-Straße. Es steht geschrieben:
Die Straße ist im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts als Richtweg nach der auf Flensburg und den weiteren Norden zuführenden Hauptlandstraße angelegt. Bis dahin ging der Verkehr von Süden her über den seiner Steigung wegen sehr beschwerlichen „Hesterberg“. Die Straße hat sich erst in den letzten Jahrzehnten zu seiner heutigen Vollendung entwickelt und führt seit 1888 seinen jetzigen Namen.
Aus dem Piependiek wurde die Richthofenstraße in der 1000jährigen Zeit, danach wieder der Piependiek und irgendwann (warum?) wieder die Richthofenstraße. H.Philippsen schreibt 1926:
Piependiek, eine alte Wasserstelle für die Versorgung der Altstadt mit Trinkwasser, das durch sog. Piepen (Rohre) an die Zapfstellen geleitet wurde. Das heutige städtische Wasserwerk liegt in der Nähe des alten Teiches.
Aus der Niemannstraße wurde die Knud-Laward-Straße. Dazu kann H.Philippsen nichts sagen, weil es die Straße 1926 noch nicht gab.
Aus der im Volksmund so genannten „Windallee“ wurde 1914 die Kaiser-Franz-Joseph-Allee die lt. Theo C. nach Adolfs Zeit von der „Franz-Joseph-Allee“ in die „Schlossallee“ umbenannt wurde. Oder so ähnlich. Man liest:
Kaiser-Franz-Joseph-Allee, seit 1914 so genannt in Anlaß der fünfzigjährigen Gedenkfeier des deutsch-dänischen Krieges von 1864 und des Gefechtes bei Oberselk, das Truppen der österreichisch-ungarischen Armee siegreich entschieden. Die bereits bei Anlegung des „Neuwerks“ entstandene Allee führte früher im Volksmunde den Namen „Windallee“.
Die Moltkestraße hieß im oberen Teil mal kurz Admiral-Scheer-Straße und dann wieder Moltkestraße (wie der untere Teil). Was lesen wir bei Philippsen?
Moltkestraße, angelegt zu Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts und benannt nach dem General-Feldmarschall Hellmuth von Moltke, dessen Eltern längere Zeit in Schleswig wohnten, wo auch die Mutter des Marschalls, deren Grabstätte sich auf dem Friedhof Schubystrasse befindet, am 19. Mai 1837 verstorben ist. Im Jahr 1905 ist die Straße verlängert worden.
Aus der Gartenstraße wurde nach der General-v.-Seeckt-Straße wieder die Gartenstraße. Wir lesen:
Gartenstraße, angelegt 1908 und vermutlich benannt nach hier vorhandenen Kleingärten.
Von Norbert Neidebock nachgemeldet: Aus dem Amalienplatz wurde am 25.08.1934 der Hans-Bernsau-Platz, näheres hier…So, jetzt ist es aber mal gut. Und, völlig außer der Reihe jetzt die Frage:
Dieses geheimnisvolle Haus am Langsee ist auf dem Foto links abgebildet. Wohnt da jetzt der Kaiser von China inkognito drin?Die Waldlust ist es aber nicht!
Falk Ritter im Kommentar:
Der Wirt vom Haus Waldlust Zerrahn war Gründungsmitglied der NSDAP im Kreis Schleswig…Die Gründung der ersten Ortsgruppe im Kreis erfolgte am 1. März 1925 in Tolk. Stammlokal war das „Haus Waldlust“ am Langsee…
Die Tat
Wie wir wissen, trafen sich die Genossen in der Waldlust – und zwar schon vor der Machtübernahme. Sie waren allesamt robuste Burschen, einer Schlägerei und dem Biere zugeneigt. Es war durchaus üblich, dass sich die Herrschaften ein Bier nach dem anderen hinter die Binde gossen. Dabei wurde deutsches Liedgut gesungen, das mit fortschreitendem Besäufnis nicht mehr zu verstehen war. Man konnte auch in dem Etablissement übernachten oder auch schlicht und einfach in einer Lache aus Bier, Urin und Erbrochenem auf dem Boden einschlafen.
Einmal wurden vor dem Einschlafen Pläne geschmiedet. Jemand stellte die Frage: „Wie können wir Großes vollbringen?“. Man beschloss, an Ort und Stelle in nie dagewesener Größe ein Gestell zu errichten, das – geschmückt mit einem riesigen Hakenkreuz – bis nach Schleswig sichbar sein sollte. Das würde allen gefallen und sollte noch am nächsten Tag gebaut werden.
Am nächsten Tag wurde der grobe Plan des Vorabends in die Tat umgesetzt. Man fällte, mit Billigung des Wirtes, etliche Tannen hinter dem Haus und machte sie glatt und schier. Unter der Anleitung eines Kumpels, der sich für einen Zimmermann hielt, wurde ein Gerüst errichtet, das, ähnlich wie eine Hansekogge, ein Tuch tragen konnte. Auf das Tuch sollte ein Hakenkreuz mit allen Schikanen gemalt werden, das ein Malergeselle erschaffen wollte.
Es fehlte also nur noch das Tuch und die Bemalung. Man beschloss, das Tuch und die notwendige Farbe am nächsten Wochenende mit- und anzubringen. Zufrieden konnte man das nächste Besäufnis in Angriff nehmen.
Aber am nächsten Sonnabend guckten alle etwas bedeppert. Das Gerüst hatte dem Sturm nicht standgehalten. Aus den Stämmen war ein Haufen Holz geworden, mit dem ein Riese Mikado hätte spielen können.
So blieb das „Große“ in der Planungsphase stecken und wurde nie wieder, weder mündlich noch schriftlich, erwähnt Dem „Klassentreffen“ ist es vorbehalten, die Episode zu berichten. Die Quelle kann leider nicht preisgegeben werden.
„Die“ Karte von 1938:
Nachgemeldet:
Die Berliner Straße hieß bis Kriegsende Horst-Wessel-Straße
Der spätere Möwenweg hieß 1938 Immelmannweg
Es gab mal eine Kluck-Allee (wer war Kluck?) aus der später ein Schwalbenweg und dann doch noch die Königsberger Straße wurde
Aus der neuen Ludendorffstraße wurde nach dem Krieg die Lerchenstraße
Und dann steht in der Liste noch der „Tannenbergplatz“ – allerdings ohne Zuordnung zum Gitternetz der Karte. Wo war denn dieser Platz?
Angesehen von: 3448
Das der Stadtplan aus dem Jahre 1959 sein soll halte ich für mehr als fragwürdig. Richtiger dürfte sein, daß 1959 jemand die Umgehungsstraße in einen mindestens vor dem Zweiten Weltkrieg datierenden Plan eingezeichnet hat. Bei genauerer Betrachtung des Planes dürften Euch einige
„Ungereimtheiten“ auffallen.
Sehr interessant Wolfgang! Es handelt sich um den Atlas „Unsere Heimat“ für die Schulen in Schleswig-Holstein, herausgegeben unter „Mitarbeit Schleswig-Holstein. Schulgeographen“ im Georg Westermann Verlag Braunschweig. Unter der von Dir in Frage gestellten Karte steht ganz klein „Schl.-H. 1959“. Und worin bestehen jetzt die „Ungereimtheiten“?
Rainer Pose hat hier etwas eingetragen, was wohl hierher gehört…
und der Amalienplatz wurde am 25.08.1934 in Hans-Bernsau-Platz umbenannt. Das war ein SA-Mann, der zu den „Nazi-Märtyrern“ zählte. (Todestag am 18.01.1933)
Unser späterer Ministerpräsident Dr.Lemke war ja auch mal Bürgermeister von Schleswig.|-|
Ich glaube, SH war ganz schön braun gewesen und das bis weit in die Nachkriegszeit hinein
1952 sind wir als Erstbezug in den als letztes fertig gestellten Wohnblock in die Ringstraße gezogen, die Ringstraße fehlt auf der Karte.
Das Krankenhaus in der Königsallee ist mir völlig unbekannt, dort gab es 1959 das Landesjugendheim. Ob es nach dem Krieg dort ein Krankenhaus gab?
Das Kreiskrankenhaus im Hesterberg gab es nicht mehr, es war zusammengelegt mit dem Stadtkrankenhaus, am Hesterberg aufgelöst und das Gelände und die Gebäude in die Landesheilanstalt integriert.
Der Schießstand in den Pöhler Wiesen war 1959 ein zugewachsenes Wäldchen.(Wenn ich mich recht erinnere war er auch gesprengt) Allerdings wurden dort noch von etwas älteren als wir es sind die im Burgsee gefundenen Waffen ausprobiert, es wurde erzählt, daß dort ein Baum mit einem Maschinengewehr gefällt worden ist.
Und dann sind die folgenden Fußwege wie Straßen eingezeichnet: Liliencronweg,
Storchennest zur Schubystraße
Schwalbeweg zur Amselstraße.
Der Wirt vom Haus Waldlust Zerrahn war Gründungsmitglied der NSDAP im Kreis Schleswig.
Hier ein Auszug aus meinem Aufsatz über Dr.Herting:
3.1 Die Anfänge der NSDAP im Kreis Schleswig
Antisemitische Wahlpropaganda gab es im Kreis Schleswig schon 1912 37), setzte sich nach dem Kriege fort 38) und gipfelte 1921 im ersten Hakenkreuz des „deutschvölkischen Schutz- und
Trutzbundes“ 39). 1924 luden die Vorläufer der NSDAP zu Versammlungen ein 40), erlangten bei den Wahlen aber nur geringe Anteile. Die Gründung der ersten Ortsgruppe im Kreis erfolgte am
1. März 1925 in Tolk. Stammlokal war das „Haus Waldlust“ am Langsee. Die Gruppengröße stagnierte lange auf niedrigem Niveau, was sich erst änderte, als am 2. August 1928 eine fünfköpfige
Sturmabteilung (SA) mit Hans Roos (Abb.3) als Scharführer aufgestellt wurde. Ende des Jahres 1928 rundete eine ebenso starke „Hitler-Jugend“ die nationalsozialistische Keimzelle ab 41).
Do you have an ordinary emailadresse that I can send to with some old photos that I want you to try and identify?
Greetings from
Bjørn Marum Olsen
Sandefjord, Norwegen
bjorn.marum.olsen@sfjbb.net
Alexander Heinrich Rudolph von Kluck (* 20. Mai 1846 in Münster, Westfalen, damals zu Preußen; † 19. Oktober 1934 in Berlin) war ein preußischer Infanteriegeneral und Armeeoberbefehlshaber im Ersten Weltkrieg.
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