Frauenschule

Hauke Schnepel: Meine Mutter war vom 22. 11. 1939 bis zum 15. 6. 1940 im Marthahaus in Schleswig als „Wirtschaftspraktikantin“ tätig. Mir liegt ihr Zeugnis für diese Zeit vor, unterschrieben von Oberin Mirow.

Admin: Links oben ist das Zeugnis – unterschrieben von der Oberin Marie Mirow.

Aktualisierter Beitrag!

Sozusagen eine Einleitung: Wir sind ja hier im „Klassentreffen“ schon etliche Male wie liebeskranke Kater (Verzeihung :oops: ) um das Marthahaus herumgeschlichen und haben Mädchen vermutet, die hinter den Gardinen nach uns Jungs Ausschau halten. Das Haus ist also gewissermaßen geheimnisumwittert. Das kann auch gerne so bleiben. Jetzt sind
noch einige Fotos aufgetaucht, die der Anlass für dieses „Update“ sind. Außerdem hab‘ ich noch etwas bei Theo Christiansen gefunden und im „Centralblatt der Bauverwaltung“ vom 12. April 1902…

Theo Christiansen: 1900 wurde auch die Turnhalle der Domschule gebaut, und der Vaterländische Frauenverein beschloß den Bau eines Vereinshauses nach dem Entwurf des Regierungsbaurates Mühlke. Am 4. April 1902 wurde das Haus feierlich unter Anwesenheit vieler Prominenz eingeweiht.

Es enthielt ein Provinzial-Wäschedepot mit Näh- und Packraum, eine Kindernähschule, Baderäume für medizinische Bäder, ein Sitzungszimmer, ein Verkaufslokal für Handarbeiten arbeitsloser Frauen, einen Saal, Wohnraum für zwei Diakonissen und einen Hausmeister.

Dieser „Sozialbau“ war mit Mitteln des Provinzialvereins vom Roten Kreuz, des Provinzialverbandes der Vaterländischen Frauenvereine, der Friedrichsberger Sparkasse und vielen Spenden von Privatpersonen für 130000 Mark erstellt worden. Die Kollegien stellten das Grundstück im Werte von 2000 Mark an der Königstraße und ein Wappenfenster mit Inschrift „Deutscher Sitte hohe Wacht“ und den Wappen Schleswig-Holsteins und Preußens zur Verfügung.

Nach der langjährigen Vorsitzenden des Vaterländischen Frauenvereins, der Frau des Oberpräsidenten v. Köller, erhielt das Haus den Namen „Martha-Haus“.
(Der Dampfer trägt den Namen ihres Gatten)

So sah das „Martha Haus“ 1905 (?) aus. Am Zaun eine Diakonisse.
Wohl etwas später. Viel Grünzeug inzwischen, keine Diakonisse, dafür zwei Knaben.
Heinrich Philippsen sagt (1927):

…Dem einstigen städtischen Lyzeum der heutigen „Lornsenschule“, die nach der Übernahme durch den Staat am 1. April 1922 zu einer deutschen Oberschule mit einer Klassenfolge bis zum Abiturium ausgebaut ist, ist eine, im jetzt städtischen Marthahause untergebrachte Frauenschule angegliedert, mit der wieder außer einem städtischen Kindergärtnerinnen-Seminar eine Nebenabteilung zur Ausbildung junger Mädchen aus dem Landgebiet (Frauenschule für Stadt und Land) verbunden worden ist.

Jetzt wieder Theo Christiansen:

Die Kollegien entschieden sich 1928 auch für den Erweiterung des Martha-Hauses (heute die „Brücke“)…

Am 18. Januar 1941 wurde die Einrichtung einer Haushaltungsschule im Martha-Haus beschlossen.

„Pony“ hat uns schon einiges zum Marthahaus erzählt. Es lohnt sich, mal wieder dahin zu „klicken“!


Noch ein „Martha-Haus“, nachgeliefert von Hanns Mieschendahl – vielen Dank!
…und noch ein Foto (von 1931) – mit Anbau

Aus dem Einwohnerbuch der Stadt Schleswig von 1934: …im Marthahaus wohnten eine Hausbeamtin, eine Studienrätin, eine Fürsorgerin, eine Oberin und zwei Studienreferendarinnen (danke Karsten Naeve).



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2 Gedanken zu „Frauenschule“

  1. Aus dem Buch von T. Christiansen:
    Am 8. Jan.1954 wurde berichtet, daß der Umzug des Finanzamts in das alte Gebäude an der Suadicanistraße, das nach dem Krieg im Marthahaus an der Königsstraße untergebracht worden war, schwierig sei, da kaum Möbel vorhanden waren. Als Kuriosum wurde mitgeteilt, daß die „Besatzer“ Fresken von Jan Laß mit „halbbekleideten Frauenfiguren“ übermalt hatten.
    (die wußten, daß Gerd später mal da arbeiten und nicht abgelenkt werden sollte :P )

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  2. Als dann – 2.Hälfte der 50er – die Sonderschule vom Stadtweg in die rechte Hälfte des Martha-Hauses verlegt wurde, machten sich mangels eigener Küche die „grossen“ Sonderschülerinnen im Kochkurs auf den Weg zur Lornsenschul-Küche:
    Der kurze Weg hätte an der Domschule vorbeigeführt. Unter den dortigen Oberstuflern pflegten manche dieser Mädchen allerdings ihre intensiveren Beziehungen. Damit ihre jungen Herren nicht durch geschlossenen Vorbeimarsch der Damen auf deren verschwiegene Schulzugehörigkeit schliessen konnten, erbaten sie sich – erfolgreich – bei ihrer Kochlehrerin die Erlaubnis, lieber den viel längeren Umweg über die Poststrasse zu nehmen.
    Sehr lebenstüchtig ?!
    „Männer müssen alles essen, aber nicht alles wissen!“ – praktizierte, uralte weibliche Weisheit.

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