Spaziergang IX. (Schluss)

Spaziergang VIII.


Wir betreten nämlich hier den Holm, die Heimat unserer Schleifischer. Bald stehen wir vor dem Holmer Kirchhof, wo bis 1571 “Unser lieben Frauen” Kirche die Marienkirche des Anskar stand. An der Pforte des Kirchhofs trägt ein hoher Granitstein die Inschrift: “Zur 200jährigen Jubelfeier der Holmer Beliebung den 4. Juni 1850. J. F. Ross, J. F. Möller d.Z. Aelterleute.”

Eine Querstrasse lässt uns links den Blick frei auf das Holmer Noor, während rechts das unsprüngliche Benediktiner Nonnenkloster St.Johannes, errichtet 1194, beginnt, deren gotische Kirche mit dem Schwahl sehenswert ist.

Auf der Freiheit, dem Platz vor dem Kloster erinnert eine lange Stange daran, dass man hier von altersher Volksbelustigungen, Vogelschiessen etc. abgehalten. Von dem einst hier belegenen alten Schloss ist keine Spur mehr vorhanden. Die Verbindung zwischen der Freiheit und dem am jenseitigen Ufer belegenen Fahrdorf vermittelt eine Fähre. Fahrpreis 10 Pf., Fahrzeit 5 bis 10 Minuten.

Malerisch grüßt jensweits des Holmer Noores auf Klosterfeld die Leder-Fabrik herüber. Ueber die Fischbrücke durch die Fischbrückstrasse zurückgehend,

erreichen wir das Rathaus, welches 1794 auf dem Platze des alten erbaut wurde, das aus der “schönen gewölbten Paulskirche” des Grauklosters neben dem Rathause 1543 eingerichtet wurde, als die grauen Mönche vertrieben wurden. Das Kloster ist jetzt Bürgerhospital. Die Marktstrasse führt uns wieder in die Langestrasse und zum Pferdemarkt zurück, wo wir über Gallberg links

der Strasse Kattsund folgen, um am Polierteich vorüber nach dem Stadtfelde und der 1820 begründeten Provinzial-Irrenanstalt zu gelangen. In herrlichen Park- und Gartenanlagen des weiten

wellenförmigen Geländes liegen die geräumigen Wohn-, Wirtschafts- und Krankenhäuser, deren interessante und lehrreiche Einrichtungen Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr besehen werden können, zerstreut, einen ganzen Stadtteil bildend, der sich zwischen Gallberg, Stadtfeld, Domkirchhof und dem Dorfe St. Jürgen ausbreitet. Die Anstalt zählt ult. März 1899: 429 Männer und 356 Frauen, zusammen 785 Kranke; denen in dieser Umgebung ein freundlicher Aufenthalt geboten ist.
Nach einem Spaziergang durch die Anlagen benutzen wir die von St. Jürgen, wo A. J. Carstens geboren wurde, kommende Strasse, die an einer Anlage mit dem Carstens-Denkmal vorüberführt, dessen Inschrift lautet:
“Dem Altmeister deutscher Kunst
Asmus Jacob Carstens
Die deutsche Kunstgenossenschaft 1865.
Er ward geboren 10. Mai 1754 zu St. Jürgen
und starb zu Rom 25. Mai 1798.”

Von der Spitze des Carstens-Denkmals geniesst man eine schöne Aussicht.
Von der Mühle wenden wir uns links zu der sog. Königskanzel, einem Aussichtsturm, der an der Stelle des “Königsteins” oder “Bürgermeistersteins” errichtet wurde. Gegen Süden schaut man über die Schlei zu den Hüttener Bergen, zum Königshügel und weit in Schwansen hinein, im Westen liegt zu unseren Füssen die eben durchwandert Stadt, nach Norden und Osten sind die gesegneten Fluren Angelns wie ein Garten ausgebreitet, von denen es im Lied heisst:
” …”

Gern spenden wir den auf hoher Warte angebrachten Mahnung folgend, ein Scherflein, nachdem uns bei Rundblick der “Schöpfung Pracht” erfreut hat und nehmen den Rückweg zur Stadt, enweder über die Gallberger Mühle oder den an der Aussichtskanzel vorbeiführenden Feldweg.
[Schluss]

Spaziergang I.



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