Sündiges Tun in den 50ern

Lustig nicht?
Zutritt nur zum Zwecke der Freikörperkultur:

Aktualisierter Eintrag: Ich habe unter mehreren Rantum-Einträgen einfach diesen hier ausgesucht, um den Brief von Paul Wetzel “unterzubringen”. Hier ist er:

Hallo Herr Tams,

auf Ihrer Seite habe ich zufällig über Google-Bilder alte Fotos vom Zeltlager Rantum entdeckt. Haben Sie eventuell noch mehr Fotos vom Zeltlager Rantum?

Ich bin damals selbst mitgefahren (1964/65 und 1967) und war jahrelang dort auch Lagerleiter und interessiere mich daher auch für die Geschichte des Zeltlagers und versuche möglichst viel Material von früher aufzustöbern.

mit freundlichen Grüßen Paul Wetzel


Admin:
Hallo Herr Wetzel,

das “Klassentreffen” hat keine eigene Fotosammlung. Alles befindet sich online. Neues, im WWW gefundenes oder Zugemailtes, kommt sofort “in die Wurst”. Daher muss ich leider passen. Das schließt natürlich nicht aus, dass sich Leserinnen und Leser erbarmen könnten und Ihnen bisher Unveröffentlichtes zur Verfügung stellen. Es kann also sein, dass sich hier per Kommentar Ex-RantummerInnen melden, die sich mit Ihnen in Verbindung setzen möchten.

Dabei hätte dann das “Klassentreffen” auch die Chance, evtl. von den leckeren Bilderhäppchen etwas abzubekommen… :roll:

Ihr Admin

Hier beginnt der “alte” Eintrag:

Ja so war es:

Als Elf- oder Zwölfjähriger war ich einmal mit dem Kreisjugendverband(?) in den Sommerferien im Zeltlager in Rantum. Das Zeltlager lag mitten in den Dünen. Das war aufregend. An die Kolonie der Nackten am Strand haben wir uns mit Herzklopfen herangeschlichen, um einen Blick auf dieses sündige Tun zu erhaschen.

Dazu kommentiert jetzt Karin Dibsi:

Auch ich war in dem Zeltlager in Rantum. In den Dünen fanden wir es einfach toll und an die Nackedeis kann ich mich gut erinnern. Wenn wir am Strand entlang gingen, sollten wir ins Meer schauen,

aber sie kamen auch aus dem Wasser!

Jürgen Jürgensen (stellvertretend für alle anderen in den Kommentaren):

…wie so viele Domschüler der Generation war ich Anfang ’60 auch in den alten Schulland-Kasernen in Rantum, und zwar zweimal. Einmal mit Brodersen (Glühbirne) und einmal mit Hartmann (Nille). Es waren jeweils drei DS-Klassen mitsamt Leerkörpern anwesend.

Auf den Kasernenfluren und -buden spürte man noch immer den Hauch der Militärglorie des gut 15 Jahre zuvor untergegangenen Reiches. Es roch nach Bohnerwachs und grüner Seife.

Zum Duschen wurde draußen angetreten. Unter straffer Führung des zuständigen Heimleiters (einer der Nachfolger des an die BHS gewechselten HW Jürgensen, ebenfalls in kurzer Hose mit Koppel – wie bereits an anderer Stelle beschrieben) ging es in Reih und Glied in den Keller, wo wir uns nach dem Entkleiden vor den Brausen geordnet einreihten und warteten bis wir dran waren.

Bürokraten wie Glühbirne und Nille sorgten bei uns im allgemeinen nicht gerade für Erbauung, ganz im Gegensatz zu dem mitgereisten und damals noch sehr jungen Seibüchler, der uns als moderner Sportlehrer auf dem angegliederten Bolzplatz stundenlang zu beschäftigen wusste. Ich erinnere mich an verbissene Fußball- und Tischtennis-Turniere. Wahrscheinlich blieb das bei mir haften, weil ich dort beim Tischtennis einmal den Titel holte.

Selbstverständlich hatten wir auch sonst unseren Spaß. Die obligatorische Fahrt nach Helgoland wurde zB zum Erwerb erlesener zollfreier Spirituosen genutzt, die wir gemeinschaftlich versteckten und durch den Zoll schmuggelten. Ein Nervenkitzel der besonderen Art.

Die Idee dazu stammte von einem bereits etwas älteren Mehrfach-Wiederholer aus unserer Klasse, der einen guten Tropfen nicht verabscheute, während der Fusel den meisten jüngeren als Mitbringsel für die Eltern diente. Allgemein wurde Mars und Bounty bevorzugt, das damals gerade aufgekommen und auf Helgoland billiger zu erwerben war.

Auch die Lehrergruppe speziell um Nille Hartmann schien einem Gläschen nicht abgeneigt gewesen zu sein. Bei einem unserer nächtlichen Ausflüge mussten wir uns vor den Pädagogen einmal verstecken, als diese lattenstramm und grölend über das Gelände schlingerten, was uns die neue Erkenntnis vermittelte, dass es sich auch bei diesen für uns damals so bedeutenden Verantwortungsträgern um normal sterbliches Klientel handelte.

Beim Baden am Rantumer Strand entging Glühbirne nur knapp einem Unfall, als er sich auf dem Rücken liegend von den recht hohen Wellen treiben ließ und beinahe auf den Buhnen gelandet wäre. Die Badeaufsicht brüllte sich durch die Flüstertüte die Seele aus dem Leib, bis er es endlich hörte. Wir als anarchische Halbwüchsige beobachteten das Schauspiel von der Düne aus und haben schadenfroh gefeixt.

Oben ein Foto von 1970
Ende der Kultur

2.504 Ansichten

10 Gedanken zu „Sündiges Tun in den 50ern“

  1. Hallo,
    Zeltlager in Rantum: das war wohl was für die Harten!
    Ich durfte etwas später in die festen Unterkünfte (ADS-Kasernen) – ansonsten ist mir auch die Erinnerung an den Nacktbadestrand und die Durchblicke von den Dünen in Erinnerung (und die ungewohnte Massenspeisung).
    Als wir vor einigen Jahren mal wieder auf Sylt waren, standen die Kasernen immer noch – unglaublich solch ein Relikt bei all den “Dorfhotels” und Nobelhäusern.

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  2. Wir waren auch im festen Haus auf Klassenfahrt im Sommer 1952. Kamen wir am Strand entlang in FKK-Nähe, verscheuchte uns der bekleidete Wärter.
    Fürs Leben geprägt hat mich dabei, was wir dort zu sehen bekamen: Durch die Bank nur knackige, sehr junge Frauen mit fetten alten Säcken – diese Kombination aus weiblichem Realitätssinn von Anfang an und männlicher Blödigkeit bis zum Ende.

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  3. Moin zusammen, hallo Gerd,

    wie so viele Domschüler der Generation war ich Anfang ’60 auch in den alten Schulland-Kasernen in Rantum, und zwar zweimal. Einmal mit Brodersen (Glühbirne) und einmal mit Hartmann (Nille). Es waren jeweils drei DS-Klassen mitsamt Leerkörpern anwesend.

    Auf den Kasernenfluren und -buden spürte man noch immer den Hauch der Militärglorie des gut 15 Jahre zuvor untergegangenen Reiches. Es roch nach Bohnerwachs und grüner Seife.

    Zum Duschen wurde draußen angetreten. Unter straffer Führung des zuständigen Heimleiters (einer der Nachfolger des an die BHS gewechselten HW Jürgensen, ebenfalls in kurzer Hose mit Koppel – wie bereits an anderer Stelle beschrieben) ging es in Reih und Glied in den Keller, wo wir uns nach dem Entkleiden vor den Brausen geordnet einreihten und warteten bis wir dran waren.

    Bürokraten wie Glühbirne und Nille sorgten bei uns im allgemeinen nicht gerade für Erbauung, ganz im Gegensatz zu dem mitgereisten und damals noch sehr jungen Seibüchler, der uns als moderner Sportlehrer auf dem angegliederten Bolzplatz stundenlang zu beschäftigen wusste. Ich erinnere mich an verbissene Fußball- und Tischtennis-Turniere. Wahrscheinlich blieb das bei mir haften, weil ich dort beim Tischtennis einmal den Titel holte.

    Selbstverständlich hatten wir auch sonst unseren Spaß. Die obligatorische Fahrt nach Helgoland wurde zB zum Erwerb erlesener zollfreier Spirituosen genutzt, die wir gemeinschaftlich versteckten und durch den Zoll schmuggelten. Ein Nervenkitzel der besonderen Art.

    Die Idee dazu stammte von einem bereits etwas älteren Mehrfach-Wiederholer aus unserer Klasse, der einen guten Tropfen nicht verabscheute, während der Fusel den meisten jüngeren als Mitbringsel für die Eltern diente. Allgemein wurde Mars und Bounty bevorzugt, das damals gerade aufgekommen und auf Helgoland billiger zu erwerben war.

    Auch die Lehrergruppe speziell um Nille Hartmann schien einem Gläschen nicht abgeneigt gewesen zu sein. Bei einem unserer nächtlichen Ausflüge mussten wir uns vor den Pädagogen einmal verstecken, als diese lattenstramm und grölend über das Gelände schlingerten, was uns die neue Erkenntnis vermittelte, dass es sich auch bei diesen für uns damals so bedeutenden Verantwortungsträgern um normal sterbliches Klientel handelte.

    Beim Baden am Rantumer Strand entging Glühbirne nur knapp einem Unfall, als er sich auf dem Rücken liegend von den recht hohen Wellen treiben ließ und beinahe auf den Buhnen gelandet wäre. Die Badeaufsicht brüllte sich durch die Flüstertüte die Seele aus dem Leib, bis er es endlich hörte. Wir als anarchische Halbwüchsige beobachteten das Schauspiel von der Düne aus und haben schadenfroh gefeixt.

    Viele Grüße aus der WOA-Hochburg.

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  4. Herrlich Jürgen, sehr gut,
    das erinnert mich s e h r an meinen
    Aufenthalt dort mit der DS 1964
    mit unserem Klassenlehrer Richter und
    ebenfalls Ulli Seibüchler und Skierka. Auch wenn -im Gegensatz zu Glühbirne und Nille – diese jungen Pädagogen nicht zu solchen Eskapaden fähig waren (oder wir es nicht bemerkt haben), sondern sich positiv um uns gekümmert haben. Heimleiter war damals Krellenberg, den ich noch von der Wilhelminenschule kannte, als er meine Paralellklasse führte.

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  5. Dieter Krellenberg, später im Landesschulamt, war ein begnadeteter Pädagoge, der es aber vorzog in die Landesverwaltung zu wechseln (für mich heute verständlich), weil auch damals schon Pädagogik der Neuzeit immer noch die Altzeit des Studiums und damit die Verinnerlichung althergebrachtens sein`s geleee(h)rt wird.
    Ich habe bei Dieter Krellenberg, während meiner Unterrichtszeit in der “Volksschule”, persönlich begleitend in einem Ruderboot, mein Freischwimmerzeugnis ausgehändigt bekommen.
    Umfassend denkende Pädagogen scheint es heute nicht mhr zu geben.
    Scheißpädagogik(lehrende o. leerende.)

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