Erinnerungen…

…von Hanns Mieschendahl:

An meiner Küchenwand sehe ich als fast 70jährige Begleiterin diese Petroleumlampe:
Zustand top-fit und original “aus der Zeit” mit etwas angenagtem Spiegel. Lediglich den unten am Tank umlaufenden Falz lötete ich wegen leichter Leckage vor nunmehr wohl 55 Jahren mal
nach – immerhin glücklicherweise lötwasserfrei mit Kolophonium als Flussmittel.

Diese Petroleumlampe hing schon im Hornbrunnen an der Küchenwand. In ihrem Scheine löffelten wir auch Graupenbrei mit Pflaumen (gewachsen an der Brandmauer zu Claussen), bevorzugt gekocht von meinem Grossvater selig, wenn seine Frau mal krank war.

Im Dunkeln sassen wir, wenn einer sich “geschäftlich” auf den Weg (Plumpsklo im Stall neben der Bucht mit dem Schwein) machte und die Lampe wie das Darmol-Männchen mitnahm. Etwas Licht lieferte
 
dann der Küppersbusch-Küchenherd, wenn die Feuerklappe geöffnet war. Das sparte Petroleum. Der Küchenherd war die einzige Wärmequelle in der Wohnung.

Elektrischen Strom (220 V Gleichspannung, aufputz verlegt) gabs schon im Haus. Abgerechnet wurde nach Anzahl der Brennstellen für jeden Schalter, jede Steckdose, jeden Draht aus Wand und Decke einzeln. Also gabs pro Raum häufig nur den Deckenanschluss und an der Wand den zugehörigen Schalter, um die Gebühren möglichst gering zu halten. Die Einhaltung wurde amtlich kontrolliert.

Abenteuerliche, verbotene Adapter gab es z.B. für die Deckenlampe: Glühlampe – Adapter – Lampenfassung – und der Adapter hatte 2 “Steckdosen”. Da gingen dann wie Girlanden Kabel von der Decke zu etwa
einem Elektrisierapparat fürs allgemeine Wohlbefinden. In dem zugehörigen Aufbewahrungskasten bewahre ich noch meine Erste-Hilfe auf.
(Admin: Die beiden Fotos sind aus dem Elekto-Museum, vielen Dank! :D )

Unser Radio, ein Audion-Rückkopplungsempfänger – aber keine “Göbbels-Schnauze”! – , hing auch an so einem Kabel. Nach der späteren Umstellung auf Wechselspannung liess sich dieses Radio noch einmal einschalten und leuchtete auch kurz auf. Dann nie
mehr…

Kam Kontrolle, durfte von Adaptern u.drgl. natürlich keine Spur zu finden sein, auch keine bräunlichen Verfärbungen an Leitungen wegen Überlastung. Das wäre ja nur möglich gewesen, hätte man verbotenerweise eine Sicherung mit Metallfolie umwickelt oder gar durch einen Nagel ersetzt.

Einschränkend wirkten auch amtliche Rationierungen bei Strom und Gas. Bei Wasser kann ich mich daran nicht erinnern: Zugrundegelegt wurde der bisherige Verbrauch pro Haushalt. Davon durfte dann nur noch die Hälfte verbraucht werden. Gekniffen waren diejenigen, welche vorher schon gespart hatten. Die kamen bei Rationierung dann nicht mehr zurecht.
Lachen konnten die, wo vorher möglichst grosszügig verbraucht hatten.

Dieses geniale Drehen an der Uhr mit Sommer- und Winterzeit bekamen wir als ganz neue braune Spar-Idee natürlich auch. Wurde aber wieder abgeschafft. Hatte sich in der Wirklichkeit als absolut bekloppte Idee entpuppt…


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1 Gedanke zu „Erinnerungen…“

  1. Und der Admin tat wieder reichlichst gute Butter bei die Fische!
    Hornbrunnen-Plumps (bis zum Umzug 1955 in den Melkstedtdiek – dort gabs WC mit Druckspüler): Die Goldeimer-Entsorgung erfolgte nach meiner Erinnerung durch Herren mit derben schwarzen Gummikitteln, die bei uns aber nicht tätig wurden.
    In der Kleingartenkolonie Friedrichsberg 2 Parzellen, hinterm Karpfenteich zum Flattenberg 2, am Dannewerkredder 1, da wollten wir bei aller Arbeit incl. Wassereimerschleppen an so heissen Sommertagen auch etwas ernten.
    Band- und Spulwürmer grüssten dafür beständig.
    Flöhe, Läuse wurden gegen Kriegsende auch reichlich eingeführt.
    Noch vor der Bugenhagenschule durfte ich Sylt kennenlernen. Die Kasernen bei List dienten als DRK-Erholungsheim und mich hatte Lungen-Tb erwischt. Durch die Dünen kam man direkt an die herbstlich rauhe erholsame Nordsee. Das Essen wurde weitestgehend aus Pulver aus Care-Pakten und Wasser angerührt. Da konnte Milchsuppe schon eigenartig schmecken, wenn das Milchpulver neben Waschmittel lagerte.
    Ein Ausflug mit dem Käseschieber führte nach Hörnum zu einer ehemaligen Patientin aus dem Schleswiger Lazarett.
    Hörnum war damals Heimathafen der deutschen Walfangflotte, die lange Fangreisen auf dem Nordatlantik unternahmen, dafür mit Lebensmitteln traumhaft versorgt waren und davon im Landquartier abgaben.
    So kam ich zu einem Teller mit Schwarzbrotscheiben(!), mit Butter(!!!) bestrichen. Das war so unvorstellbar, dass ich erst fragte: Es war wirklich für mich.
    In Erinnerung blieb mir auch das Dienstmädchen mit seinen langen schwarzen Haaren. Die Hausfrau legte ihr nahe, sich doch mal die Haare zu waschen: “Womit?” fragte das Mädchen weinend. Einen ganzen Löffel Waschpulver
    bekam sie geschenkt…

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