Gemeinsame Zeit 1960-1963

Hallo Gerd,

es war für mich eine Überraschung, als ich vor etwa zwei Monaten durch Zufall auf deine Webseite stieß und dort Fotos mit mir fand. Ich war wirklich baff und, neugierig wie ich bin, durchstöberte ich natürlich weiter dein Virtuelles Klassentreffen. Meine Güte, was habe ich alles entdecken können, was auch zu meiner Lebensgeschichte gehört: Fotos von bekannten Personen und den teilweise dazugehörigen Kleinstbiografien, Stadtansichten und Landschaftsbilder. Fast täglich durchforschte ich deine Seite und suchte nach weiteren Einträgen.

Aber der Reihe nach. Sicherlich willst du erstmal wissen, wer ich bin. Ich bin Eyk Eisner.

Also, 1960 – 1963 haben wir gemeinsam die Kreisberufsschule besucht. Zur Erinnerung wie ich damals ausgesehen habe, verweise ich auf das Foto Säuferquartett mit Puschkin-Kirsche in deiner Datenbank. Ich bin der ganz links, du ganz rechts, ich glaube bei unserer
Abschlußfeier (im Cafe Eden? am Herkulesteich). Leider sind mir die Namen der beiden anderen entfallen (Admin: Der 2.v.l. ist Henning Jochims)

Heute, wie soll es anders sein, fehlen mir eine Menge Haupthaare, trage ich einen Bart und bin wesentlich fülliger als zu meiner Jugendzeit. Nach Beendigung meiner Lehrzeit (Stadtwerke Schleswig) bin ich nach Berlin gegangen. Ich lebe seit 48 Jahren in dieser Stadt.

Deinen Lebenslauf habe ich gelesen und war überrascht, dass du als Kind in Dreikronen gelebt hast. Ich wohnte auf der anderen Seite des Mühlenbaches bis 1955 am Neufelder Weg 18. Haben wir uns als Kinder spielender Weise mal am Bach getroffen?

Denn die beiden Bäche und alles drum herum war mein Revier bis hin zum Mühlenteich und der alten, fast verfallenen Mühle, die dann irgendwann abgerissen wurde. Wohnte nicht im Haus gleich nebenan Friedel Böttcher? Dreikronen kenne ich auch. Dort habe ich
auch dann und wann mit irgendwelchen Jungen gespielt. Wie dem auch sei, ich bin durch deine Webseite tatsächlich verstärkt in die Vergangenheit meiner Schleswiger Kinderzeit zurückgeholt worden.

Die Entwicklung links und rechts des Mühlenbaches hat mich schon als Kind (und heute auch) immer wieder beschäftigt. Die Veränderung der Landschaft hat mich immer wieder erschreckt,

wie z. B. das Entstehen des Gewerbegebietes an der Kappelner Chaussee, oder die Begradigung des Mühlenbaches (keine Mäander mehr), durch das dann stinkiges, fauliges Wasser lief.

Schrecklich. Alles Leben im Bach war verschwunden. Keine Stichlinge mehr, keine Blutegel. Schrecklich. Oder das Auffüllen der vor gelagerten Wiesen (mit den Entwässerungsgräben) mit Bauschutt. Schrecklich. Heute ist das Bachwasser wieder so weit in Ordnung, denn im oberen Teil des Baches
habe ich Stichlinge gesichtet.

 

Zurück zum Anfang:

Also, am 4. Mai 2011 erschien der Beitrag Dienstwohnung Oberaufseher Friedrich Töwe mit dem dazu gehörigen Plan. Dieser Beitrag hat mich besonders beschäftigt. Für mich ist dieser Plan ebenso sensationell, weil er eben mein Geburtshaus zeigt. Es ist das Haus mit der Bezeichnung alte Gasanstalt. Es war, als ich dort
1944 zur Welt kam, das

Dienstwohnungshaus Neufelder Weg 18 mit drei Wohneinheiten. Aus Erzählungen in meiner Familie wußte ich aber, dass dieses Haus früher mal eine Gasanstalt war. Jedenfalls wohnte ich dort bis 1955 und habe noch sehr gute Erinnerungen an das Umfeld.

Was ich nicht wusste, ist, dass das Nebengebäude (Töwe) als Leichenhaus diente. Zu meiner Zeit war es das Waschhaus zumindest der drei Familien aus Nr. 18. Auch wurde dort manches Schwein gebrüht und geschabt (Hausschlachtung war damals bei uns üblich und gesetzlich noch
möglich).

Das Gebäude (Töwe) kenne ich von außen noch gut. Dort wohnte zu meiner Zeit der Oberpfleger Newe.

Das Haus mit der Bezeichnung Torfstall und Wärterhaus gab es zu meinen Lebzeiten nicht mehr. Die Fläche war eine Grünanlage mit unserem Zugangsweg zum Wohnhaus. Es war ein enger Weg. Ein Auto hatte es schwer dort hin zu kommen. An die Klärgrube in dieser Skizze kann ich mich auch noch gut erinnern. Sie war mit Gras überwachsen, und wenn man drauf rum lief, hatte man das Gefühl einen Gummiboden unter den Füßen zu haben.

Heute ist es ja so, dass mein Geburtshaus, das Töwe-Haus, der Torfstall und das Männerhaus nicht mehr stehen. Dafür, wie man weiß, befindet sich auf diesem Gelände die Forensische Psychiatrie. Meine Klage über die Veränderung bleibt bestehen, denn ich kann heute nicht einmal mehr meinen
damaligen Lieblingskletterbaum berühren. Die schräg stehende Erle steht eingezäunt auf dem Terrain der Forensik. Ich bin vor kurzem dort gewesen und es hat mich schon ein gewisse Traurigkeit befallen.

Nun ja, so ist das Leben, Veränderung ist Fortschritt, oder so ähnlich.

Nun zu den Fotos, die ich ausgegraben habe:



Aus der Berufsschulzeit habe ich noch Fotos auf denen auch du zu sehen bist. Ich schicke sie mit. Bestimmt kannst du sie verwenden. Vielleicht hast du sie auch schon.

Die Fotos vom Neufelder Weg, Mühlenbach und –teich kann ich leider nicht datieren. Ich werde in meiner verbliebenen Vorgenerationsverwandtschaft mal nachfragen, wenn ich wieder mal in Schleswig bin.

Die Domturmfotos sind m. E. Ende der siebziger Jahre gemacht worden. Mein Vater hatte mich damals zur Turmbesteigung eingeladen. Wie es so ist, er hatte als Friedhofsverwalter des Michaelisfriedhofes in der
Husumer Straße einen recht guten Draht zu seinen Domkollegen. Und ich freute mich auf diesen Höhengang.

Das Klassenfoto gibt die Abschlußklasse 1960 Gallbergschule wieder. Die Namen meiner Mitschüler habe ich Gott sei Dank hinten drauf geschrieben. Bei Bedarf rücke ich mit der Liste raus.

Die Schülerlotsenfotos mit und ohne Mädchen stammen aus dem Jahr 1959. Wie wir zum Amt des Schülerlotsen gekommen sind, weiß ich nicht mehr ganz genau. Ich meine, dass unser Klassenlehrer, Herr Kruse, der den Spitznamen HUMUS hatte, weil er im
Biologieunterricht immer wieder verstärkt das Thema Humus behandelte und begeistert im Schulgarten für Anschaulichkeit sorgte, uns nach unserer körperlichen Überlegenheit und Durchsetzungskraft aussuchte und bestimmte. Wir haben den Job gern gemacht.

Und das Konfirmationsfoto stammt aus dem Jahr 1960, aufgenommen in der Pauluskirche.

Nun gut, ich habe in diesem Schreiben einige Erinnerungen aus den vielen Schubladen meines Lebens heraus gekramt und denke, ja, ja, wie die Zeit vergeht, eins, zwei, drei im Sauseschritt …, wie Wilhelm Busch es formulierte.

Ich würde mich freuen, von dir zu hören, ob du meinen Beitrag verwerten kannst und würde mich auch über ein Treffen mit dir freuen.

In diesem Sinne die besten Grüße von
Eyk Eisner

Admin: Hier, Eyk, aus Sönkes famoser Karte der „Spielplatz“ unserer Kindheit. Es ist alles drauf: Unsere Geburtshäuser Neufelder Weg 18 und St.-Jürgener-Str. 21, die drei „Kronen“, der Mühlenbach, der Mühlenteich mit der alten Mühle, das Haus bei der Mühle, in dem Fiete Böttcher zuerst gewohnt hat und der Arbeitsplatz meines Opas, „die Landwirtschaft“…

1.310 Ansichten

7 Gedanken zu „Gemeinsame Zeit 1960-1963“

  1. Hallo Herr Eyk Eisner, während Ihrer Lehrzeit sollte auch Martin Lübke Lehrling bei den Stadtwerken gewesen sein, oder liege ich da falsch?

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  2. @Rainer Pose
    Martin Lübke ist ein paar Jahre älter als ich, wir hatten den gleichen Hofplatz Ecke Chemnitzstr./Suadicanistr.
    Meine markanteste Erinnerung an ihn ist, daß er ein Tonbandgerät mit magischem Auge besaß. Durch den Altersunterschied und unserem Wegzug aus SL sind keinerlei Kontakte geblieben.

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  3. @Jürgen Brandt
    Dann sollte Ulla Linke und die gegenüber wohnende Wiebke und der links von Martin lebende Wilk, seines Zeichens Lateinlehrer, auch nicht unbekannt sein. Das Tonbandgerät hat für Stimmung gesorgt!

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  4. @Rainer Pose
    Ulla Linke ist mir bekannt, sie taucht auch hier im Klassentreffen irgendwo auf, Wiebke sagt mir nichts, Wilk müßte dann am Ende des Hauses beim Zugagang zu den Gärten und Transformatorenhaus in der Gartenanlage gewohnt haben.
    Weiter gab es Reimer Vollertsen, er wohnte mit seiner Mutter in der Wohnung über Ulla Linke, über Martin Lübke praktizierte ein Heilpraktiker, Name ist mir entfallen, der hatte in seinem Teich Blutegel, igittigit.

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