Jungs holt fast – Kreisbahn und Kreisschiffahrt

Ich habe den etwas altertümlichen Text (von ca. 1926) von Johannes Thomsen ohne Änderung übernommen und illustriert. Einige allzu poetischen und patriotischen Stellen habe ich weggelassen. Die Fotos sind nach Möglichkeit der Zeit angepasst.

Fahrplan:
Mit dem Zug von Schleswig nach Kappeln
Mit dem Zug von Schleswig nach Satrup
Mit dem Zug von Schleswig nach Friedrichstadt
Die Schleifahrt

„Jungs holt fast“ steht auf dem Einband…



KlensbyWinningSchaalbyScholderupTaarstedtSteinfeldSüderbrarup

WagersrottScheggerottRabenkirchenFaulückGrödersbyKappelnBerendBreklingNübelTolk

WellspangBöklundHollmühleEkebergkrugWeißes RoßHavetoftloit

TorsballigEsmarkSatrup

JagelKroppGroß-RheideDörpstedtHollingstedtThiesburgWohldeBergenhusenNorderstapelSüderstapelSeeth-Drage

Friedrichstadt

Eine Postkartenreise

Kreisdampfer „Concordia“

Kreisdampfer „Herzog Friedrich

(Der Personenverkehr nach Friedrichstadt wurde bereits 1934 eingestellt. Daher kann man annehmen, dass das Heft vor 1934 veröffentlicht worden ist… Die Parole „Jungs holt fast“ hängt mit der Volksabstimmung 1920 zusammen – daher wird das Heft wohl nicht vor 1920 herausgekommen sein… Da der im Heft erwähnte Schleidampfer „Concordia“ erst 1926 gebaut wurde, nehmen wir jetzt an, dass das Heft nicht vor 1926 gedruckt worden ist!)

An einem sonnenklaren Sommermorgen wollen wir mit dem Frühzuge der Kreisbahnlinie:

Schleswig – Süderbrarup – Kappeln

durchs schöne Angelland fahren. Beim Schleswiger Dom befinden sich die Bahnanlagen der Kreisbahnen. Der, von zwei Ecktürmen flankierte schöne Bau des Kreisbahnhofs fällt im Stadtbilde sehr angenehm auf. Der Personenverkehr auf den drei Kreisbahnstrecken wird zur Hauptsache durch moderne Triebwagen zum Teil auch durch Dampfzüge bewältigt.

Der Fahrplan gewährleistet eine bequeme und schnelle Verbindung mit allen Stationen und bietet Gelegenheit zu vollen Tagesausflügen, wie auch zu Nachmittagsausflügen nach allen Richtungen. An Sonn- und Festtagen findet eine wesentliche Preisermäßigung durch Ausgabe von Sonntagskarten statt.

Am Bahnsteig 1 des Kreisbahnhofs hält fahrbereit ein Triebwagen, den wir besteigen.

Gleich nach dem Verlassen der Stadt tritt die Bahnlinie an die Schlei heran und läuft parallel mit dem breiten Schleistrom bis zu den nächsten Stationen.

Während unser Zug die lange Steigung bis Klensby (links), dem ersten Haltepunkt und Ausflugsort der Schleswiger, in langsamer Fahrt hinanklimmt, haben wir Gelegenheit, die Schönheit der Landschaft in uns aufzunehmen.

Ueber das hügelgewellte Gelände geht der Blick zur ganz nahen, hier sehr breiten Schlei (rechts), die, belebt von Seglern, Fischerfahrzeugen, Motorbooten und Dampfern, sich herrlich im Rahmen des malerischen Landschaftsbildes ausnimmt.

Drüben jenseits der Schlei sieht man die Höhenzüge der Hüttener Berge,

am Schleiufer liegen friedlich hingestreckt die Dörfer, blauer Rauch steigt aus den Schornsteinen der strohgedeckten Häuser in die frische Morgenluft. Alles vereint sich zu einem Friedensbilde wunderbarer Art.

Durch den Buchenwald, der rechts von der Bahn das malerisch am Schleiufer gelegene Gut Winning (rechts) umgibt, gleitet der Blick ab und zu durch Lichtungen und erschaut immer wieder das leuchtende breite Silberband der Schlei.

Bis zur Station Schaalby bleiben sich Bahn und Wasserstraße getreu, dann entzieht sich die Schlei den Blicken der Reisenden, in hügeligem, knickdurchzogenen Lande zieht die Bahn weiter.

Die nächste Station Scholderup liegt gleichwie Schaalby etwas vom Dorfe getrennt allein.

Beide Orte, Schaalby wie Scholderup, sind prächtig aufgeblühte moderne Bauerndörfer, die zu durchwandern sich sehr verlohnt. Von beiden Orten führen schöne geschützte Wege zum Schleistrand hinab.

Dann führt ein malerisches Wiesental die Bahn zu beträchtlicher Höhe über den Wasserlauf der Loiter Au bis zu Station Taarstedt.

Bei der Weiterfahrt bleibt das angenehme Landschaftsbild unverändert. Fruchttragende, gepflegte Gärten, grünende Aecker und Wiesengründe wechseln mit hohen, schönen Buchenwaldungen ab.

Die nächste Station ist das große Bauerndorf Steinfeld. Ein Blick vom Abteilfenster des Zuges läßt den Reisenden die gemächlichen Wohlstand verkündenden Bauernhöfe gewahren. Doch sind’s zwischen Strohdachbauten meistens moderne, nüchterne Steinbauten mit massiver Bedachung, die fast überall, wohin das Auge blickt, vorherrschen.

Vom Bahnhof Steinfeld führt (links) eine gute Straße durch schönen Buchenwald, an stolzen Bauerngehöften mit neuzeitlichen, feinen Wohnhäusern und gleichartig modernen Wirtschaftsgebäuden vorbei zum Dorf Ulsnis, das romantisch mit seiner alten Kirche waldumschirmt an der blauen Schlei liegt. Von hier aus sind die Dampfschiffe zur Rück- und Weiterfahrt zu erreichen.

Die Bahn führt von Steinfeld in sechs Minuten zum Flecken Süderbrarup, wo die Reichsbahn Flensburg – Kiel und die Schleswiger Kreisbahnen einen gemeinsamen Bahnhof haben.

Süderbrarup ist ein aufblühender Ort mit modernen Kaufhäusern, freundlichen Villenstraßen, guten Hotels und Gaststätten wie auch noch sonstigem neuzeitlichem Komfort. Die Kreisbahnzüge haben meistens, der Anschlüsse an die Reichsbahnzüge halber, in Süderbrarup einigen Aufenthalt, der sich von den Reisenden sehr nutzbringend zu einem lohnenden Spaziergang durch den Ort verwenden läßt.

Von der etwas erhöht liegenden Kirche schweift der Blick über weite Strecken es Angellandes hin. In der Nähe des Bahnhofes hat der Reisende Gelegenheit, ein naturgetreues altes Angeliter Bauerngehöft in niedersächsischer Bauart kennenzulernen. Eigenartig nehmen sich die strohgedeckten Fachwerkbauten dieses Hofes, mit den vielen kleinen Fensterscheiben des niedrigen Wohnhauses zwischen den übrigen modernen Bauten der nächsten Umgebung heraus.

Nach dem Verlassen von Süderbrarup fährt der Zug am Thorsberger Moor (rechts) vorüber, einer kulturhistorisch hochbedeutsamen Stätte. Aus diesem Moor wurden, teils durch Ausgrabungen, veranlaßt durch das Kieler Museum, teils durch Bauern, die auf dem Moor Torf gruben, große Mengen prähistorischer Funde zutage gefördert, so z.B. ein größeres wertvolles Wikingerboot.

Von links grüßt durch Baumgrün die Kirche des Dorfes Norderbrarup mit ihrem überschlanken Dachreiter herüber, während der Zug der Station Wagersrott zustrebt.
Das gartenähnliche Gepräge der Landschaft tritt immer mehr in verstärktem Maße zutage. Hohe, ernste Buchenwälder zur Rechten wie zur Linken. Durch „Knicks“ eingeteilte Felder. Überall intensive Landwirtschaft.

Scheggerott ist die nächste Station. Das Dorf gleichen Namens zieht sich vom Bahnhof nach Süden hin. Rote Steinbauten leuchten. Schon werden die alten stimmungsvollen Fachwerkbauten mit dem weichen Strohdach und den Hängehölzern über dem First seltener. Aber sie sind noch vorhanden. Und wo sie sind, regt sich verständnisvolle Heimatliebe, das Alte zu schützen, alte Kultur zu retten vor neuerer, nüchterner, geschmackloser Bauart.

Langsam steigt die Bahnlinie an. Von links winkt der Töstruper Kirchturm durch Buchenwald und vor uns auf der Höhe liegt trotzig ein gedrungener massiv wirkender Kirchenbau mit kurzem, dicken Turm.

Die Kirche des Dorfes Rabenkirchen. Aus mächtigen gespaltenen Feldsteinen und Findlingen gefügt, schaut die Kirche erhaben übers Land. Ganz dicht an Kirche und Kirchhof führt der Schienenstrang vorbei, die Reisenden können hier zu beiden Seiten des Zuges einen weiten köstlichen Fernblick übers gesegnete Angelland genießen.

Weiter gehts nach Faulück zu. Die Bahn führt immer noch auf dem leichten Höhenzug entlang, sodaß der Fernblick über die weite herrliche Natur erhalten bleibt. Von rechts her blinkt schon wieder die Wasserfläche der Schlei. Entzückend nimmt sich die breite Wasserstraße zwischen den Höhenzügen, Wäldern und Ortschaften der Ufer aus.

An klaren Tagen leuchtet sogar die Ostsee herüber und der Reisende kann vom Abteilfenster aus hochmastige Segelschiffe und große Dampfer übers Ostmeer hinziehen sehen.
Nun fällt der Bahnkörper in leichter, aber andauernder Neigung bis Grödersby und Kappeln hin ab.

Die Station Grödersby liegt wie ein verwunschenes Knusperhäuschen am hohen schweigenden Buchenwald. Wunderbar ist die Ruhe und der Pulsschlag des Friedens, der von diesem Naturbilde ausgeht.

Das Dorf Grödersby liegt weiter unten nach der Schlei hin. Herrliche Spaziergänge bieten sich hier den Ausflüglern, die in Grödersby den Zug verlassen und durchs entzückende romantische „Hüholz“ (links), dem prächtigen Walde, nach dem nahen Kappeln zuwandern, oder durch die wogenden, knickeingefriedigten Kornfelder, durch das altertümliche, trauliche Dorf Grödersby zu Schlei hinab gehen wollen. Grödersby ist einen Besuch wert. Hier finden sich noch alte Angler Bauernhäuser in der alten unverdorbenen Bauweise, die so sehr den Kenner und Forscher fesselt. Wohin man auch den Fuß setzen mag, überall reizvolle Naturbilder in wundervoller Mischung von Hügeln, Wald und Wasser! 

Und dann als letztes Kappeln! – die Endstation der ersten Kreisbahnlinie. Klein ist nur das Städtchen, aber seine Reize erhöhen dermaßen seinen Wert, daß an schönen Tagen das Städtchen voller Fremden und Touristen ist. –

Wer einmal in den Anlagen vor dem Strandhotel saß und über das Getriebe des Schleswiger Bahnhofes hinweg, den Blick ruhen ließ auf dem breiten Schleistrom, der von den Jachten, Segelschiffen, unzähligen Booten und Dampfern belebt, von der Schwansener Seite von hohen majestätischem Buchenwald gleichsam behütet ist,

wer solches wunderschönes Bild von dem mächtig hohen Ufer, wo die Kappelner Kirche mit ihrem, den eigenartigen Turm krönenden Schutzheiligen Christophorus sich erhebt, geschaut hat und sich vom Anschauen all der herrlichen Naturbilder schwer trennen konnte, der sucht solchen Ort gern wieder auf.

Weiter durch die „buckelige Welt“ des Angellandes fahren wir von Schleswig aus mit der zweiten Bahnlinie der Schleswiger Kleinbahnen

Schleswig – Satrup.

Die ersten drei Stationen Berend, Nübel, und Brekling bilden für die Stadtbewohner Schleswigs gern besuchte Ausflugsorte an Sonntagen, wo dann der, von den drei Stationen leicht erreichbare schöne Langsee aufgesucht und abends die Spätzüge der Kreisbahn wieder zur Heimfahrt benutzt werden.

Nach dem Verlassen von Brekling führt die Bahn durch das Gebiet des einstigen Tolker Sees auf die Station Tolk zu.

Tolk ist ein großer freundlicher Ort mit alter erhöht liegender Kirche, von dessen Glockenturm man einen umfassenden Rundblick übers Land genießt.
Weite hohe Buchenwälder gegen der sehr hügeligen Landschaft von Tolk ab wieder das Gepräge. Der Buchenwald ist mit dem Land schier verwachsen, er lebt und webt in ihr. Sinnfällig vollzieht sich an dem Wald das Leben und Sterben in der Natur. Blühendes Erwachen im Frühling, erhabene Pracht im Sommer, Ruhen und Sterben im Herbst. Dann, wie auch an stillen Sommerabenden, wenn der glühende Sonnenball gesunken ist, „steht schwarz und schweiget“: 

Se snackt man mank de Bläder,
as snackt en Kind in Slap;
dat sind de Weegenleeder,
vör Köh un stille Schap! —
(Klaus Groth.)

Unser Zug hält in Wellspang. Von hohen Buchenwäldern eingerahmt dehnt sich zur Rechten ein langes, fruchtbares Wiesental. Fern am Rande desselben blinken die roten Häuserdächer von Rabenholz und Arup. Dies breite Wiesental war einstmals ein wogender See.

In Wellspang müssen wir unbedingt verweilen. Wir verlassen den Zug, gehen an der Wassermühle vorbei durch den Wald zum ganz nahen herrlichen Langsee.

Dieser erstreckt sich von Wellspang bis zu Orte Idstedt in einer Länge von über 7 Kilometer.

Hier ist historischer Boden alter Bedeutsamkeit. Um 1200 erhob sich am Westende des Langsees das Zisterzienserkloster Guldholm, an der Stätte des heutigen Ortes Güldenholm. Verherrlicht ist die alte Kulturstätte durch die historische Erzählung „Der Schützling des Klosters Guldholm“ (Schleswiger Nachrichten 1925).

Hohe steile Ufer umgeben waldgekrönt den langgestreckten See. Wunderbar ist eine Bootsfahrt über den stillen See, gleichwie ein Aufenthalt in dem Wald- und See-Hotel „Waldlust„, das an schönen Sommer- und Wintertagen von Besuchern umlagert ist. Am Langsee auf steilem Ufer unter rauschenden Waldbäumen einige Stunden verträumen, ist Naturgenuß in reinstem Sinne.

Von Wellspang aus nimmt der Zug die lange Steigung bis Norderfahrenstedt, währenddessen wir Gelegenheit haben, unsere Blicke über die Wald- und Wiesenschönheit des Tales hinschweifen zu lassen.

Dann hält der Zug auf Station  Böklund. Hier ist stärkerer Verkehr als auf den meisten anderen Stationen, denn Böklund, der große, stark sich entwickelnde Ort, hat ein reiches Hinterland mit großen Dörfern, deren Bewohner alle in Böklund die Bahn aufsuchen und benutzen.

Rechts von der Bahn sehen wir die Kirche, ein schmuckloses Langhaus ohne Turm, doch sehr alt und schön im Innern. Etwas weiter links liegt das adelige Gut Fahrenstedt, wo lange schon das Geschlecht derer von Gersdorff sitzt. Dem einstöckigen Herrenhaus ist ein altes Torhaus mit kleinem Glockenspiel vorgelagert.

Von Böklund ist’s nicht weit zum Schlachtfelde von Idstedt , wo sich die doppeltürmige Gedächtniskirche erhebt zum Gedenken an die blutige Schlacht am 25. Juli 1850.

Hinter Böklund nimmt das Gehölz des Gutes Fahrenstedt den Zug auf, der sich dann an Bellig (rechts) vorbei, dem Dorf Hollmühle nähert. Hollmühle ist gleichwie Böklund ein schön aufgeblühter Ort.

Dann hält der Zug wieder in Ekebergkrug. E. ist die Bahnstation für die prächtigen wohlhabenden Ortschaften Struxdorf, Thumby, Ekeberg, Boel.

Von einer Anhöhe zur Rechten grüßt die ganz alte Struxdorfer Kirche ins Land. Das kleine Gotteshaus lohnt durch sein hübsches Inneres, seine alte wertvolle Kanzel, Taufstein u.a.m. sehr eine Besichtigung.

Bei der Weiterfahrt von Ekebergkrug eröffnet sich links ein prächtiger Blick auf das schöne Dorf Uelsby mit seiner hinter Bäumen versteckt liegenden kleinen Kirche.

Rechts bleibt das sehr malerisch gelegene Thumby liegen, während das Dorf Ekeberg unmittelbar von der Bahn berührt wird. Durch die Ekeberger Wiesen, die auch ehemals einen See bildeten, führt die Bahn nach Weißes Roß.

Von hier aus kann in reichlich einer Stunde Fußwanderung durch den großen Rehberger Wald Satrup erreicht werden. Im tiefen Wald befindet sich ein längliches Seeräubergrab, das von mächtigen Felsblöcken umgeben ist. Im Volksmunde leben über die verrufene Stätte, deren Entstehen prähistorischer Zeit angehört, wilde Sagen. Man nennt die Stätte „Pynnes Grab“.

Die nächsten Stationen Dammholm und Havetoftloit sind die Zugangspunkte für die Orte des westlichen Angelns zur Bahn.

Links von der Bahn liegt, weithin sichtbar, der Hof Bunsbüll, welcher mit dem rechts von der Bahn liegenden Hofe Oster-Bunsbüll und dem heutigen Dorfe Dammholm zusammen vor zirka 300 Jahren einst den Hof Bunsbüll bildete. Bunsbüll ist jedoch der verbliebene Rest des alten Haupthofes und weist noch neben landwirtschaftlichen Fachwerkbauten auch noch ein altes 1782 erbautes strohgedecktes Wohnhaus auf. Beide Höfe haben die alte Angler Bauweise treu gehütet und sind darum als Denkmäler alter Zeit zu werten.

Zwischen den beiden Dörfern Havetoftloit und Torsballig dehnt sich ein langes Wiesental, das bis zur Geest hinausläuft.

Vom hohen Bahndamm bei dem Bahnhofe Torsballig eröffnet sich links ein weiter Blick auf die in der Ferne beginnende Geest. Havetoftloit ist ein hübscher, zusammengedrängt gebauter Ort, während Torsballig eine Dorfanlage von enormer Ausdehnung ist, aber viele stimmungsvolle Bauerngehöfte alter Bauweise noch aufzuweisen hat.

Beim Bahnhofe Torsballig befinden sich drei gewaltige Hünengräber: „Hermenshoi, Temenshoi und Asserhoi„. Der Asserhoi (hoi = höhe) wurde von Herrn Prof. Rothmann vom Kieler Museum 1906 durchforscht, wobei wertvolle Funde aus zwei Steingräbern zu Tage gefördert wurden. Das Alter der Hünengräber beträgt zirka 5000 Jahre.
Sehr lohnend ist die Besteigung der Berge. Vom Hermenshoi, der höchsten Erhebung, bietet sich eine unvergleichlich schöne Fernsicht nach allen Seiten über das gesegnete Angelland hin. Unzählige Dörfer und Ortschaften sind sichtbar meilenweit in der Runde. Während nach Osten hin das hügelige, walddurchzogene, fruchtschwangere Angelland sich auftut, wird im Westen schon die ebene magere Geest sichtbar.
Im Wiesengrunde findet sich eine uralte germanische Heilquelle, Apfelholm benannt. Neben der Quelle, der man früher Heilkräfte zuschrieb, war ehemals eine heidnische Opferstätte, ein mit Eichen bewachsener Hügel, dessen Reste noch vorhanden sind. – Der Name Torsballig bedeutet Thors-Wohnung und der gemanische Donnergott Thor hatte die Quelle in grauer Vorzeit mit seinem Hammer geweiht. 

Reicher Waldbestand zeigt sich bei der Weiterfahrt zu beiden Seiten der Bahn. Satrupkirchenholz, ein idyllisch verschwiegen am Waldrande gelegenes Dörfchen, gehört schon zu Satrup. In Esmark, einem hübschen Dorfe, das mit Satrup fast verbunden ist, hält der Zug noch, um dann nach wenigen Minuten Satrup, die Endstation, zu erreichen.

Satrup, ein großes, schönes Kirchdorf, bietet als Sommerfrische einen angenehmen Aufenthalt. Sehr schöne Waldungen umgeben den Ort und laden zum Wandern auf romantischen Waldwegen, durch bunte Fluren, über stille Wiesentäler ein.

Sehenswert ist auch die im romanischen Stil erbaute alte Kirche inmitten des Ortes, wie auch das sehr alte Pastorat gegenüber der Kirche.

In Satrup sind zwei Ärzte ansässig, eine gute alte Apotheke ist vorhanden. Reichhaltige Kaufhäuser, Fleischwarenfabriken, Industrieunternehmungen aller Art finden sich.

Gegenüber dem Schleswiger Bahnhof liegt der Bahnhof der schmalspurigen Flensburger Kreisbahn; eine bequeme schnelle Verbindung mit Flensburg ist also gegeben.

Auf dem Wege nach dem von Satrup eine Stunde entfernt liegenden Sörup liegen zwei hübsche Landbesitze, die Ueberreste des einstmals so großen machtreichen Gutes Satrupholm, von dem nur noch, als letzter Zeuge, ein Stück des alten breiten Burggrabens vorhanden ist. Die Geschichte des alten Adelssitzes, die mit derjenigen der ganzen Gegend eng verflochten ist, findet einige interessante Momente in der historischen Erzählung Johannes Thomsens: „Magister Melchior Albinus“. (Flensburger Nachrichten 1926)

Sehenswert ist im nahen Sörup der wundervolle Ehrenfriedhof bei der großen alten Kirche, die mit ihrem schlanken Turm weithin sichtbar ist. Berückend ist der weite Ausblick von dem hochgelegenen Friedhof über das weite, fruchtbare, gesegnete Angelland hin mit seiner anmutigen Naturschönheit.

Zwischen den Wäldern liegt still verträumt der ruhig-schöne Südensee. Leise plätschern seine Wellen und im Rohr der Ufer huschen scheue Wasservögel hin und her.

Durchs stille Land zur Marschenküste
Das stille Land! – es ist die Geest, der Mittelrücken Schleswig-Holsteins. Wie so ganz anders ist doch hier das Bild der Landschaft als wie in Angeln. Vollständig wie umgewandelt.

Keine Hügel, keine Täler, aber auch keine Laubwälder, – flaches ebenes Land! – Keine Knicks die die Felder einsäumen, alles weit, weit, eben und stille! – Und doch so schön! Gerade durch die eigenartige Stille, die brütend über dem Lande liegt, die Natur gefangen hält; und – durch die Heide, die schöne braune Heide! –

Vom Kreisbahnhof Schleswig-Altstadt führt die dritte Linie der Schleswiger Kreisbahnen

Schleswig-Friedrichstadt

direkt an der Schlei entlang an dem alten trutzhaften Schloss Gottorp vorbei zum Hauptbahnhof im Friedrichsberg. Nach dem Verlassen des Hauptbahnhofs

sieht zunächst der Reisende in nächster Nähe der Bahn die romantischen Höhen der sogenannten „Busdorfer Schweiz„.

Dann aber treten die Höhen zurück und das Land wird allmählich flach, die Knicks verschwinden, die in Angeln der Landschaft das gartenähnliche Gepräge verliehen. Karger Sandboden zu beiden Seiten der Bahn, von ungemein breiten Fahrwegen durchzogen, ein krasser Gegensatz zum Angellande. Wir befinden uns auf dem Mittelrücken Schleswig-Holsteins, der Geest!

Ein langgestreckter, zuweilen unterbrochener Erdwall zieht sich durch die Gegend hin. Es ist das berühmte Dannewerk, jener gewaltige, schon im 9. Jahrhundert vom Dänenkönig Göttrick erbaute Grenzwall, der das Dänentum vor den Deutschen schützen sollte. Eine Wanderung den Wall entlang, der von Schleswig bis Hollingstedt sich gut verfolgen läßt, ist besonders für Kenner und Forscher hochinteressant.

Bald hat der Zug die erste Station Jagel erreicht. Eine uralte Niederlassung ist Jagel und heute noch eine interessante altertümlich erhaltene Dorfanlage. Hier finden wir noch die alte Bauweise fast restlos in alter Form getreu erhalten.

Nach Süden zu reckt ein Kirchturm wie ein Finger sich in die klare Luft. Kropp ists, die nächste Station, ein großer prächtig entwickelter Ort mitten in der Heide. Große Heilanstalten für Geistesschwache befinden sich in Kropp. Auch große Kaufläden aller Art sind vorhanden, mehrere Ärzte, ein Predigerseminar u. a. m.

Durch die ebene Weite fährt unser Zug in schneller Fahrt weiter. Wir sind in der Heide, im stillen Lande. Fern am Horizont reckt ein mächtiger Kirchturm schlank sich in die Höhe. Es ist der Schleswiger Dom. Kein Haus, kein Baum, kein Knick ist sichtbar auf der Fahrt bis zu nächsten Station Groß-Rheide.

Kein Klang der aufgeregten Zeit
drang noch in diese Einsamkeit!

Groß-Rheide ist ein großes Heidedorf mit vielen Bauernhöfen, zum größten Teil auch noch alten Stiles.

In flotter Fahrt fährt der Zug weiter, dem großen Bahnhof Hollingstedt-Dörpstedt zu. Die beiden großen wohlhabenden Bauerndörfer Dörpstedt und Hollingstedt liegen links und rechts vom Bahnhof von weiten Wiesen umgeben.

Hollingstedt liegt nämlich an der Treene, deren Flußlauf ständig von Wiesen umgeben ist. Hollingstedt ist ein uralter Ort. Hier setzte Ansgar 826 seinen Fuß an Land, als er von Süddeutschland zur Missionsarbeit nach dem heidnischen Norden kam. Die Kirche zu Hollingstedt ist ein Langhaus und hat ein hohes Alter. Ehemals diente ihr ursprünglicher Bau zur Zeit, da noch der Seehandel über Hollingstedt ging, als Packhaus.

An Thiesburg, einigen einzeln liegenden Bauerhöfen vorbei, strebt der Zug dem größeren, etwas erhöht liegenden Dorfe Wohlde zu. Vom Zuge aus genießt man einen prächitigen Blick über die Treenewiesen zur hohen Geest. Der Kirchturm des großen Dorfes Ostenfeld lugt aus der Ferne herüber, mehrere Geestdörfer sind sichtbar.

Wohlde hat eine besondere Eigenart aufzuweisen, nämlich die vieler Störche, die in den Sommermonaten die Gegend bevölkern. Auffällig sind schon die vielen Storchnester auf hohem Dachfirst der Strohdachhäuser in der Wohlder Gegend. Zu bestimmter Zeit versammeln sich in dem Treenetal die vielen Störche und treten nach langen Beratungen, die mit tausendfachem Geklapper geführt werden, ihre lange Reise nach den wärmeren Ländern Afrikas an.

Zwischen Wohlde und Bergenhusen zieht sich ein schöner Laubwald hin, der sehr viel besucht wird, zumal der Waldbestand in den Landschaften recht rar ist. Das Dorf Bergenhusen liegt etwas abseits vom gleichnamigen Bahnhofe.

Dann erscheint wieder ein größeres Dorf. Strohdächer werden sichtbar und zwar in beträchtlicher Menge. Wir sind in Norderstapel.

Etwas weiter westlich liegt Süderstapel.

Zwischen beiden Orten liegt der Bahnhof, der die Bezeichnung Süder-Norder-Stapel trägt.In der Nähe liegt auch der Bahnhof der Reichsbahnlinie Rendsburg-Husum, die hier die Kreisbahnstrecke kreuzt. Gute Anschlüsse sorgen hier auch für eine schnelle Weiterbeförderung der Reisenden.

Die beiden großen Dörfer Norderstapel und Süderstapel zu besichtigen, ist ungemein lohnend. Von Norderstapel aus genießt man den schon bei Wohlde und Bergenhusen getanen Fernblick auf die Geestdörfer des Kreise Husum.

Süderstapel jedoch bietet etwas ganz anderes. Hart an dem Ort vorbei fließt die Eider. Vom hohen Ufer und von den Eiderdeichen fliegt der Blick ungehemmt weit über fruchtbare Wiesen in die Marsch hinein!

Süderstapel bietet mit seiner charakteristischen alten Bauweise viel Anziehendes. Eine besondere Eigenart und Sehenswürdigkeit der beiden Orte Norder- und Süderstapel, wie auch der Dörfer Drage und Seeth, sind die dort noch vorhandenen alten Bauernglocken. Diese hängen an einem starken eichenen Gerüst und werden bei Versammlungen, Feuers- und Wassersnot geläutet. Wenn z. B. die Schreckenskunde von einem Deichbruch ins Dorf gelangt, so ertönt die Bauernglocke, worauf alle Männer zur Hilfe herbeieilen.

Die Landschaft nimmt nun allmählich einen anderen Charakter an. Wir kommen von der Geest in die Marsch. Der Bahnhof Seeth-Drage liegt zwischen den beiden großen Dörfern Drage und Seeth. Erbaulich ist das Hinschauen über die unendlich scheinenden ebenen Weiten der fruchtbaren Marsch, wo das zahlreiche, schwere, rotbunte Vieh weidet.

Hoch reckt der Marschbauer seinen Kopf, wenn er über die „Fennen“ geht, um, mit der Pfeife im Munde, nach seinen Tieren zu sehen, ob sie gut gedeihen, genügend Fett ansetzen. Mit seinem langen Springstock setzt er mühelos in hohem Sprunge über die Wassergräben, die hier anstatt der Knicks die Weideländereien trennen.

In Angeln ist der Bauer auf intensive Landwirtschaft eingestellt und angewiesen; in der Marsch blüht die Viehzucht, die bei günstigen Zeiten mühelosen Gewinn einbringt.

Die Bahn tritt nun an den Eiderdeich (links) heran und läuft fast bis ganz nach Friedrichstadt parallel mit demselben. Über den breiten Fluss spannt sich in zwei hohen Eisenbögen die neuere bequeme Eiderstraßenbrücke, die Kreis Schleswig und Dithmarschen verbindet. An der Brücke vorbei führt die Bahn in einer Kurve auf Friedrichstadt zu.

Friedrichstadt wurde 1621 von Herzog Friedrich III. gegründet und trägt des Gründers Namen. Hier fanden die, wegen ihres Glaubens aus Holland vertriebenen Remonstranten eine zweite Heimat und legten die Stadt in holländischer Bauart an. Der Herzog verlieh Friedrichstadt besondere Vorrechte, als hauptsächlichstes die Religionsfreiheit. Noch heute beweist die kleine Stadt, daß Anhänger der verschiedensten religiösen Bekenntnisse einträchtiglich beieinander leben können. Für jede Glaubensrichtung befindet sich in Friedrichstadt eine eigene Kirche, Lutherische, Remonstranten, Katholiken, Menoniten, sogar Juden.

Die sauberen, schnurgeraden Straßen, die alten Giebelhäuser vornehmen Stils, viele noch aus der Entstehungszeit der Stadt stammend, geben Friedrichstadt einen besonders eigenartigen Reiz.

Die im Jahre 1626 erbaute „Alte Münze“, noch heute gut erhalten, ist außerordentlich sehenswert und erweckt bei Altertumsfreunden erhöhtes Interesse. In der alten Münze wohnte der erste Statthalter, ein Herr von Moersbergen, jedoch ging das Gebäude 1652 in den Besitz der Menonitengemeinde über und dient heute noch als deren Kirche und Versammlungshaus. 1633 erhielt Friedirchstadt sein, in holländischer Sprache abgefaßtes Stadtrecht. 

Von der Treene, die, von Schwabstedt kommend bei Friedrichstadt in die Eider mündet, leiteten die holländischen Erbauer Kanäle durch die Stadt; diese verleihen dem ganzen Stadtbilde einen besonderen Schönheitswert und bringen Anmut und Abwechslung in die stillen Straßen. Von den vielen sehr stattlichen holländischen Giebelhäusern ist leider eine Anzahl durch die Beschießung der Stadt 1850 vernichtet worden, aber trotzdem ist die eigenartige, saubere Anlage des Städtchens erhalten geblieben. Darum auch ist Friedrichstadt, die ehermalige Holländerstadt an der alten Egidora ein beliebtes Ausflugsziel vieler Fremden.

Wer Friedrichstadt recht genießen will, der fahre nach Besichtigung der historischen Bauten an schönen Sommertagen im leichten Kahn durch die Kanäle der Stadt oder steige auf den Eiderdeich und weite seine Augen zum Blick über die weite, freie und fette Marsch im Angesichte der nahen Nordsee. Wenn dann am lauen Sommerabend die Sonne glutrot ins Westmeer hinabtaucht und ihr letzter goldener Glanz über dem stillen Lande, über den ebenen Weiten liegt, dann zieht es durchs Herz und Sinn der Marschenleute wie stolze schwermütige Freude:
Liebliche Treenestadt,

Freundliches Friedrichstadt
Blüh‘ ewiglich! – – – – –

Schleifahrt!

Der Verkehr auf der Schlei wird durch zwei Dampfer, sowie durch ein Motorschiff betrieben. Alle Schiffe führen Restauration an Bord und besitzen bequeme Kajütenräume zum Aufenthalt der Reisenden bei ungünstiger Witterung, während die geräumigen Vorder- und Hinterdecks mit ausreichenden Sitzplätzen versehen, am liebsten in Anspruch genommen werden, da sich hier die Fahrt am genußreichsten durch die herrliche Aussicht erleben läßt.

Mit dem Kreisdampfer „Concordia“ haben wir an einem schönen, warmen Sonntagmorgen unsere Schleifahrt angetreten.

Das langgestreckte Schleswig mit seinem ragenden Domturm ist vom Dampfer aus prächtig zu übersehen.

Bald rauscht „Concordia“ in voller Fahrt am idyllisch hart am Ufer gelegenen St.-Johanniskloster (links) vorbei.

Fahrdorfs Häuser (rechts) bieten in der Morgensonne ein friedliches Dorfbild. Die „große Breite“ ist bald erreicht, wie zum großen Binnensee weitet sich die Schlei.

Drüben liegt im herrlichen Buchenwald in weltferner Stille, umgeben von Wasser- und Waldespracht Schloss Luisenlund (rechts).

Die hohen Ufer vor uns engen das Schleibecken stark ein, und wie ein Fluß mutet uns die Schlei bei Missunde an. Unsere Blicke gleiten die romantischen Ufer entlang, hier ist historischer Boden! Im Freiheitskampfe um Schleswig-Holsteins Recht floß hier Blut.

Auf der Schwansener Seite (rechts) legt „Concordia“ zunächst an,

Missunder Fährhaus“.

Der weit und breit wegen seines urwüchsigen Humors bekannte Wirt Peter Thomsen (Blasbarg) steht selber in weißen Hemdärmeln auf der Brücke und vertaut den Dampfer. Viele Fahrgäste verlassen das Schiff, in Missunde ist’s gemütlich, und mancher Städter verbringt hier und in der schönen Umgebung den Sonntag.

Weiter dampft „Concordia“, links schimmert das alte Brodersby hernieder; alt ist der Ort, wohl fast so alt wie Schleswig, denn König Gorms Untertanen saßen hier auf ihren Höfen schon um 800 nach Christi.

Nach einigen schönen Buchten und Windungen weitet sich wieder das Schleibecken, prächtige Wälder bedecken die Ufer, und an der „Königsburg“ (rechts) vorbei

strebt der Dampfer auf Ulsnis (links) zu.

Einige hellschimmernde Villen, darunter das Strandhotel, lugen gar freundlich und vornehm unter dem rauschenden Wald hervor. Auf dem Achterdeck des Schiffes sitzen wir inmitten einer Schar Rheinländer und Westfalen. Die Augen leuchten, und befriedigt schauen alle des breiten Schleistroms liebliche Schönheit. In anregender Unterhaltung wird das Gespräch von mir auf die geschichtliche Vergangenheit der Schleilande gelenkt.

Die Rheinländer hören interessiert von Haitabys großen Tagen, Gorms und Blauzahns Herrschaft, vom Kampf um das Dannevirke, Abels Brudermord usw.

Inzwischen ist die Lindaunisser Eisenbahnbrücke erreicht, die sich gleich öffnet und „Concordia“ durchläßt. Bald poltert ein Zug von Kiel über die Brücke, und viele Reisende gehen vom Zug auf den Dampfer über.

Weiter geht’s durch die blaue Flut. Sieseby wird angelaufen. Idyllisch liegen direkt am Schleiufer die friedlichen, strohgedeckten, noch von keinem modernen Zug in Bauweise und Umgebung gestörten Bauernhäuser (rechts),

in ihrer Mitte von Bäumen umgeben, die Kirche, ein schönes, Ruhe und Frieden atmendes Bild. Nach der Abfahrt genießen wir noch lange rückschauend das romantische Bild vom Siesebyer Ufer.

Arnis (links) wird sichtbar, und im Vorbeifahren sehen wir die in Baumgrün liegende Kirche (links) und die Häusergruppen in nächster Nähe. An der Landungsbrücke ist reger Verkehr.

Viele Fahrgäste verlassen und besteigen das Schiff. Mehrere große Segler liegen zum Löschen im Hafen; ein lebhaftes buntes Treiben, auch in Arnis selbst, nehmen wir wahr. Man möchte auch dableiben und das anmutige Arnis, das als Sommerfrische so guten Ruf genießt, durchzuwandern. Doch „Käppen“ Siemen sagt: „Kamen Se man lever mit na Slimünn, dor hem Se hüt bi dat schöne Wetter mehr dorvun!“ Wie prächtig nun wieder die Uferszenerie von Arnis bis Kappeln; schöner Buchenwald, abwechselnd mit dem gartenähnlichen Gepränge der Äcker und Weiden.

An den umfangreichen modernen Fabrikanlagen der Milchtrockenanstalt vorbei rauscht „Concordia“ in langsamer Fahrt an die Brücke in Kappeln (links). Von der Schlei aus bietet Kappeln ein schönes Stadtbild, in dessen Anschauen man nicht so leicht ermüdet.

Ein mehrmaliger Sirenenruf des Dampfers ersucht um Öffnen der großen neuen Schleibrücke, und nach wenigen Minuten befindet sich das Schiff in voller Fahrt nach Schleimünde. Im Kappelner Hafen (links) liegt neben anderen Schiffen ein großer Personendampfer, der vollbesetzt aus Kiel kam.

Die hochliegende Kirche (links) mit dem Wahrzeichen des heiligen Christophorus auf der Turmspitze grüßt still herab zum Schleistrom. In voller, prangender Naturschönheit ziehen die Uferlandschaften an uns vorüber,

und vor uns blinkt auf hohem Gestade, einem südländischen Seeorte gleich, der Fischerort Maasholm (links) mit seinem einheitlichen, rotglänzenden Häusermeer. Die herrlichen Wälder am Ufer treten allmählich zurück, und die immer breiter werdende und immer tiefblauer erscheinende Schlei weitet sich mächtig und vermählt sich bei Schleimünde mit der blauen Ostsee.

In Schleimünde entsteigen wir dem Schiff. Das stille Eiland ist zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Wer ornithologische Studien treiben möchte, findet hier ein hochinteressantes Gebiet, unzählige Vogelarten nisten hier.

Das klare, sonnenwarme Wetter läßt uns eine prächtige Aussicht genießen. Nördlich leuchtet die Insel Alsen klar mit ihren schönen Ufern und erinnert an das, was wir verloren haben. Über die blaue Wasserweite der Ostsee hinweg sieht man mit bewaffnetem Auge seht gut die dänische Insel Aroe mit ihren Wäldern und Ortschaften. Mit hohen Masten und vollen Segeln kreuzen draußen über die See Schiffe und ziehen ihren Weg von der deutschen Küste bis Skandinavien.

Am Strande liegen wir, und das Wellenrauschen der See wiegt uns in leichten Schlummer.

Spät nachmittags nimmt uns der „Herzog Friedrich“ an Bord, um heimwärts geht’s. Es ist ein lauwarmer, stiller Sommerabend, deren wir hier oben in unserem kühlen Schleswig-Holstein leider nur sehr wenige nur haben. Nochmals nehmen wir den ganzen Genuß der Fahrt in uns auf, nur auf andere Weise als am Morgen bei der Hinfahrt. Schon liegt Ulsnis, bald auch Missunde hinter uns…

3.342 Ansichten

1 Gedanke zu „Jungs holt fast – Kreisbahn und Kreisschiffahrt“

  1. Hallo Jürgen,

    nachdem wir uns zufällig getroffen hatten, war das „Buch“ von der Kreisbahn im Antiquariat angekommen. Wie sich herausstellte, ist es allerdings nur ein „Heft“, das ich dann vollständig „gescannt“ habe.

    Ich hätte es Dir auch gerne ausgeliehen, aber jetzt kannst Du es ja vollständig hier lesen… :p

    (Gruß an Elke)

    PS: Die beiden großen Fotos oben und unten sind nur Illustration. Sie sind nicht im Heft enthalten!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Per Klick lächeln: