Aus der Serie “Unser Bürgermeister”

Neu abgefüllt und originalverkorkt von Pallhuber und Söhne (s. weiter unten):

Hermann Clausen ist am Heiligabend 1945 nach dem Kaffeetisch, der für die Flüchtlinge im “Großen Baumhof” organisiert worden war, noch mal in das ungeheizte Dienstzimmer gegangen, um sich zu besinnen.

Was hatte er da bloß auf sich genommen an Sorgen und Arbeit!

Als Obersekretär bei der Reichsbahn am Kreisbahnhof hätte er wohl ein leichteres und geregeltes Leben gehabt!

Und dann die Leute: “Ja, der, der kann leicht, der hat alles.” In meiner Zeit als Eisenbahner züchtete ich Kaninchen, die einen guten Braten und auch Fett gaben. Außerdem hielt ich Hühner in meinem Hausgarten Rathausmarkt 12. Als ich das Bürgermeisteramt antrat, hatte ich keine Zeit mehr, Kaninchen zu füttern.

Hier, auf dieser alten Postkarte, ist die Nr. 12 abgebildet. Bismarck steht genau vor der Haustür (den Herrn haben die Nazis 1944 allerdings eingeschmolzen). Korrektur: Bei Sönke Hansen ist nachzulesen, dass das Denkmal schon am 6.6.41 abgebaut wurde.

Als Bürgermeister kam man nicht drum herum, auch mal zu tricksen. Schleswig hatte ja schon die “Regierung” an Kiel verloren und die Hoffnung, die Universität auf der Freiheit anzusiedeln, war auch nicht in Erfüllung gegangen. Schleswig drohte zu veröden.

Die Chancen, aus dem Schloss Gottorf ein Museum zu machen, standen aber gut. Die Gebäude in Kiel waren zerbombte Ruinen, die Schätze aus den Häusern waren aber noch gerade rechtzeitig gerettet worden. Die britische Militärregierung hatte 600 Kisten in Lastzügen verladen und wollte jetzt, und zwar jetzt!, damit nach Schleswig. Aber das Schloss war noch randvoll mit polnischen Soldaten besetzt. Es musste entschieden werden, sonst hätten die Briten die Züge in Holsteinische gefahren!
Was soll ich sagen, das Bauamt teilte mit, im Bischofshof am Dom ständen 1000 Quadratmeter Raum zur Verfügung und weitere Räume könnten beschafft werden.

Der Transport konnte sich in Richtung Schleswig in Bewegung setzen.

Es stellte sich dann heraus, dass im Bischofshof nur eine Drei-Stuben-Wohnung von 100 Quadratmeter freigeworden war. Jemand hatte eine Null hinten angesetzt.

Ich einigte mich mit Pastor Meyer und so wurde der Dom zunächst der Aufbewahrungsort für die beiden Museen.

Bei der Beförderung des Nydam-Bootes auf dem Wasserwege vom Möllner See nach Schleswig traten gewisse Schwierigkeiten auf, so dass ich froh war, als mir gemeldet wurde, das Nydam-Boot hätte Schleimünde passiert und hätte Kurs auf Schleswig.

Der Transport vom Hafen nach dem Schloss wurde von der Firma Heinrich Landsmann durchgeführt. (Die beiden rechten Fotos hat Norbert für das “Klassentreffen” aus dem Fotobuch “Schleswig 1945 – 1968” kopiert.)

(Nach der Lektüre des sehr interessanten Buches “Der Aufbau der Demokratie in der Stadt Schleswig nach den zwei Weltkriegen von Hermann Clausen, 1966” habe ich den Eintrag erstellt und mir dabei kleine “Freiheiten” erlaubt.)

Jochen erinnert zu Recht an die Reisen des Nydambootes.

Nach dem es für ein Jahr nach DK ausgeliehen war – und schon wieder zurückgekehrt ist – entsteht nördlich von Sonderburg eine Kopie des Bootes, die demnächst schwimmen soll…

Hier sehen wir noch einmal den Bürgermeister bei einer Tatort-Besichtigung…

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