Da hab ich was verpasst…

In den SN vom 27.10.2009 trauert neben der Familie:

der Kirchenkreis Schleswig-Flensburg und die Kirchengemeinde Schleswig-Friedrichsberg,
die Lehrerpensionäre im Kreis Schleswig-Flensburg,
der Freundeskreis Öhr in Schleswig und
die Laienspielgruppe Schleswig.

In den SN vom 28.10.2009 trauert außerdem noch:

das Schulamt des Kreises Schleswig-Flensburg,
der Freundeskreis und Helferkreis Feierabendhaus Schleswig,
der Vorstand der Stiftung Diakoniewerk Kropp und
der Friedrichsberger Bürgerverein.

Noch ein Nachzügler in den SN vom 29.10.2009:

der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Landesverband Schleswig-Holstein

Und noch einer in den SN vom 30.10.2009:
Der Beamtenwohnungsverein eG Schleswig

Aus den Schleswiger Nachrichten vom 24. Oktober 2009:

Am Donnerstag dieser Woche ging sein Lebensweg zu Ende. Hans-Werner Jürgensen wurde 89 Jahre alt…

…Unvergessen bleiben wird Hans-Werner Jürgensen auch als Gründer und Leiter der Schleswiger Laienspielgruppe. Als junger Lehrer an der Bugenhagenschule rief der gebürtige Schleswiger diese Gemeinschaft im Jahr 1950 ins Leben…

…Die Aufführung des „Worpsweder Hirtenspiels“ zur Weihnachtszeit im St.-Petri-Dom mit der Laienspielgruppe war Jürgensens Idee. Bis vor wenigen Jahren spielte er die Rolle des Hirten Klaas…

Aus den Schleswiger Nachrichten vom 21. September 2006:

Die größte Schleswiger Jugendbewegung der fünfziger und sechziger Jahre feiert ein Wiedersehen. Am Sonnabend, 23. September, wird die Laienspielgruppe von Hans-Werner Jürgensen ab 15 Uhr im „Waldschlösschen“ zusammenkommen… …Bis zu 300 Mitglieder hatte die Laienspielgruppe in ihrer besten Zeit. Auf der Schlossinsel kamen die Jugendlichen zusammen – Mädchen und Jungen in Gruppen streng getrennt.

Rainer Pose: Mitglied der Laienspielgruppe war ich auch. In der Tat befanden sich die Räumlichkeiten auf der Schlossinsel, dort wie beschrieben, aber auch noch in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre. „Der Schalk von Schilda“ wurde einstudiert und in der Aula der Lornsenschule aufgeführt. Sie widmeten sich Volkstänzen und studierten Theaterstücke ein. Der Zulauf in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit war enorm. „Es gab keine anderen Freizeitangebote in der damaligen Zeit“, sagt Vera Zabel, die 1951 Mitglied wurde. Noch heute ist der Zusammenhalt unter den Laienspielern groß.

Allerdings steht die Schauspielerei nur noch selten im Vordergrund. „Wir sind alle älter geworden“, sagt Jens-Detlef Cordt, seit 1954 Mitglied, „wir haben uns auf Gedichtabende und Lesungen verlegt“.
(Drei Fotos sind aus den SN)

Wieso war ich nicht in dieser „Bewegung“? War ich zu jung? Musste man Domschüler oder Lornsenschülerin sein?

Ich habe eine „alte“ Schleswigerin (Jahrgang 1941, Lornsenschülerin) „interviewt“, die von Zeit zu Zeit auch noch an den „Laienspieltreffen“ teilnimmt:

…zu Herrn Jürgensen fällt mir als Erstes ein, dass er mich immer fragte „wie geht es denn so in Mathe?“. In Mathe war ich ganz schlecht, und das wusste Herr Jürgensen…

…er war sehr autoritär

…jeder Junge und jedes Mädchen konnte sich der Laienspielgruppe anschließen. Die Schule spielte keine Rolle…

Gegugelt:

1947-1952) Das erste Heim! Einige Räumlichkeiten in den Stallungen im Südosten auf der Schlossinsel werden den Jugendgruppen zur Verfügung gestellt. Wir teilen uns diese Notlösung u.a. mit der Laienspielgruppe, der Grenzlandjugend, der Jugend des Deutschen Ostens und den Pfadfindern.

Im Jahr 1961 wurde der SZ dann endlich unter der Leitung des 1957 eingesetzten Rektors, Hans Werner Jürgensen, zur Arbeitsgemeinschaft (AG) Spielmannszug. Man war anerkannt und etabliert.

Schulrat ist er doch auch noch geworden, oder?

Hanns Mieschendahl: …und wurde Schulrat in Flensburg…

Sonnabend, 10. Dezember 2005, 18.30 Uhr (Schwahlmarkt): Worpsweder Hirtenspiel vor dem Brüggemann-Altar unter der Leitung von Hans Werner Jürgensen – mit Laienspielgruppe

Herr Jürgensen hat sich bis heute um die Bewohnerinnen des Feierabendhauses ehrenamtlich gekümmert. Erst neuerdings kann er wohl aufgrund seines Alters nicht mehr wie gewohnt helfen…

Hanns Mieschendahl meldet sich…

Aus den SN vom 22.Juli 2009:
…Zahrnt hat von Hans-Werner Jürgensen die Leitung des Freundeskreises Feierabendhaus übernommen…


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21 Gedanken zu „Da hab ich was verpasst…“

  1. Mitglied der Laienspielgruppe war ich auch. In der Tat befanden sich die Räumlichkeiten auf der Schlossinsel, dort wie beschrieben, aber auch noch in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre. “ Der Schalk von Schilda“ wurde einstudiert und in der Aula der Lornsenschule aufgeführt.

    Aus der Stadt mit der fünften Jahreszeit, der Karneval in Köln hat begonnen, grüßt

    Rainer Pose

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  2. Bewußter Laie Jürgensen war von 1957 bis 19?? Rektor der Bugenhagenschule. Einer jener schlagfertigen und -schnellen Pseudopädagogen; „autoritär“ ist ein sehr milder Ausdruck für die vielen Male, die er mit dem Rohrstock und einiger Begeisterung auf mageren Knaben herumschlug. Oft noch unterstützt von seinem Sockenhalter Otto Hasse aus dem Pommerschen Hinterland, dem Sancho Pansa der Bugenhagenschule. Diese Verhältnisse änderten sich erst 1959 mit den Lehrern Horstmann und Lorenzen, die miteinander verschwägert waren, der Lehrerin Beckmann und dem als Referendar dort zur gleichen Zeit begonnen habenden Herrn Schmidt, der wegen seiner abgebogenen Ohren „Krüll“ hieß. Der war bescheiden, ruhig und unbeirrt gerecht.

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  3. Zur Bugenhagenschule ging ich 1948-52, hatte H.W.Jürgensen zwar nie im Unterricht, er hatte uns aber zur Teilnahme in seiner Laienspielguppe – nach meiner Erinnerung in seiner Begeisterung für Ivo Braak – eingeladen. Und ich erinnere mich neben den Laienspielen auch sehr gerne an die Fahrten, die er mit uns unternahm, am Lagerfeuer Lieder mit „Klampfe“, die der Uli Ketelhut spielte… H.W.Jürgensen leitete dann das Schullandheim Rantum mit großem Engagement und wurde Schulrat in Flensburg – schade, daß ich nie auf die Idee kam, Kontakt zu halten, er hat sich sehr weit über seine Pflichten für uns Schüler eingesetzt.

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  4. Ein streitbarer Mensch, er hat Schüler/rinnen geschlagen und gab sich ohnehin elitär.
    Wenn ich heute, wesentlich jünger beruflich heute an ihm vobeigehe überkommt mich ein Hauch von Mitleid, so alt wie er dort sitzt ist er immer gewesen. Wann war noch seine pädagogische Ausbildung??!!

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  5. Volker Pispers (Kabarettist) sagte, daß dieses Sprichwort (de mortuis….) absoluter Blödsinn ist.
    Seine Begründung:
    Dann darf man über Hitler, Stalin, Mao & Co auch nix schlechtes sagen!
    Er hat recht, oder? ;D
    Dazu kommt noch, daß man halt gerne schludert und mit Freuden das 8. Gebot mißachtet. ´sist halt menschlich!!!!:>>

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  6. Der Vergleich mit Hitler, Stalin, Mao & Co. hinkt sehr! Gilt dieses Sprichwort tatsächlich nicht für uns Normal-Menschen wozu meiner Meinung nach auch Hans-Werner Jürgensen zählt?

    Wie ist es mit dem Splitter im Auge des anderen, aber dem Balken im eigenen?

    Es mag möglicherweise Verwerfliches vorgefallen sein (wenn dem tatsächlich so gewesen sein sollte, könnte man für den Zorn mancher Leute, nach Prüfung der Umstände, eventuell Verständnis aufbringen), aber wie man Ihnen zugesteht, sich zu ändern, sollte dies auch für andere gelten. (Ich kannte H. W. Jürgensen gut und lange.)

    Treiben Sie Ausdauersport, schlafen Sie ausreichend und essen Sie Bananen und Haferflocken, das macht fröhlich! (Manche scheinen diesen Rat nötig zu haben.)

    Besprechen Sie Ihren Ärger besser im privaten Kreis, so etwas ist nichts für das Internet!

    Ich wußte, dass manche von Ihnen auch nach dem 22.Oktober 2009 keine Ruhe geben würden!

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  7. Wie jeder Vergleich, hinkt auch dieser. Ist doch klar, Herr Jürgensen? Oder?
    Und so hinkt Ihrer auch betr.: NORMALMENSCHEN.
    Gem. Grundgesetz sind doch alle gleich.
    Ergo, gilt der Vergleich für ALLE!!!
    So sollte das auch gesehen werden und nicht, wie es tatsächlich ist:
    Manche sind eben gleicher als gleich! :>>
    Und wie ich schon schrieb: Geschludert wird halt überall gerne und oft, auch im Internet :D
    Teek it iesie.

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  8. Es gibt Vereine und Verbände, eher grün, statt rot, die zetteln Kriege an und verurteilen nicht selbst initiierte Kriege als Völkermord.
    Das sind die „Gutmenschen“, die ich verachte.
    Schläger bleibt Schläger, und darf im Nachhinein nicht glorifiziert werden.
    Für die Schläge des Herrn Jürgensen gibt es, gottseidank, noch Zeitzeugen.

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  9. Nur zur Info, weil offenbar vergessen, verdrängt oder einfach unbekannt:
    Körperliche Züchtigung war in der Schule schlicht und ergreifend Gewohnheitsrecht – ob uns das aus heutiger Sicht gefällt oder nicht.
    Gegen 1969 taucht im Schulrecht der Wunsch(!) auf, diese Art der Zurechtweisung möglichst einzuschränken! Bis zum ausdrücklichen Verbot dauerte es noch.
    Aus meiner Bugenhagenschulzeit 1948-52 erinnere ich mich an Prügel pauschal gleich für die ganze Klasse: Bei 72(!) Piepels – so viele waren wir in der 4ten – für die Ausführende (ja, es war meistens eine Lehrerin) kein leichtes Unterfangen. Daheim hat sicher niemand davon berichtet: Da hätte es damals nur noch was draufzugegeben.
    Möge auch denen, die sich damals unseres Unverstandes nicht mehr anders zu erwehren wussten, die Erde leicht sein!

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  10. Lieber Herr M.
    Unrecht muß als dieses erkannt sein!
    Eine Entschuldigung diverser Schandtaten wäre zu Lebzeit angesagt.
    Bitte entschuldigen Sie nicht das, was Sie nicht zu verantworten haben.

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  11. Mir geht dieser selten dämliche Ausdruck „Normalmensch“ ncht aus dem Kopf!
    Was ist denn ein „Nichtnormalmensch“?
    Das sind Ausdrücke, die, so scheint es, dem Nazi-Jargon entliehen sind!ODER?
    Ich möchte weder der eine noch der andere sein.
    Ick bün ick!
    Was die Prügelstrafe in den Schulen betrifft:
    Es war wirklich Gang und Gäbe!
    Nur, es gab fiese Lehrer, für die es eine helle Freude war, die Schüler und Schülerinnen zu quälen, wie in der „SM-Szene“.
    Viele Pauker waren entweder arme Teufel, vor denen keiner Respekt hatte, oder sie waren der Meinung, daß zu einer guten Erziehung auch gute Prügel gehörten.:>>
    Friede ihrer Asche!

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  12. Hallo Norbert,
    ich denke und hoffe, dass der Admin nochmals eine Begehung einberuft und wir in diesem Zusammenhang genügend Zeit aufbringen uns verschiedenlich „länger“ auszutauschen, auch wenn wir alle „weit“ über 60 sind.

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  13. …wenn dem tatsächlich so gewesen sein sollte, könnte man für den Zorn mancher Leute, nach Prüfung der Umstände, eventuell Verständnis aufbringen

    sollte…
    könnte…
    nach Prüfung der Umstände…
    eventuell…

    Das schlimmste Wort in diesem Satz ist für mich „eventuell“.

    (Übrigens kannte ich meinen Vater auch „gut und lange“)

    Antworten
  14. Zum Weinen ist es nicht! :>>
    Ich mag ja gerne Satire, Ironie, Sarkasmus…..usw und nehme deshalb vieles nicht so ernst. Es schont jedenfalls die Nerven ganz enorm!!!

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  15. Moin,

    das ist mal wieder ein interessanter Austausch hier. Dazu fällt mir Grundsätzliches ein.

    Zur Meinungsfreiheit zählt die kontroverse Diskussion: Hans-Werner Jürgensen war in exponierter Position und daher Teil des öffentlichen Lebens in Schleswig. Bewertungen seiner Person sind daher auch nach seinem Ableben legitim, sofern es sich nicht um Verleumdung und üble Nachrede handelt.

    Jürgensen wurde etwa 1957 Rektor an der BHS. An seine Einführung in der alten BHS-Turnhalle kann ich mich als Ex-Schüler noch erinnern. Die jungen Mitglieder des Lehrerkollegiums, zu der auch meine damalige Klassenlehrerin Mankowsky (später Siemer) zählte, schienen sich über seine Berufung gefreut zu haben. Kein Wunder, zwischen ihm und seinem Vorgänger Kühl war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Jürgensen wirkte für damalige Verhältnisse modern und dynamisch. Ob er übrigens damals direkt aus Rantum (Stichwort: kurze Hose) an die BHS kam, weiß ich nicht mehr.

    Sanktionen bestanden an der BHS damals oft aus körperlichen Züchtigungen, die ich selbst (wie schon an anderer Stelle erwähnt) in sehr unguter Erinnerung und schon damals als Barbarei wahrgenommen habe. Sprüchen wie „hat uns nicht geschadet etc.“ finde ich auch heute in fortgeschrittenem Alter erbärmlich. Damals wie heute nimmt die menschliche Seele, zumal die kindliche, durch solche Übergriffe Schaden. Diese Erkenntnis war dem damals zumindest fortschrittlich wirkenden Jürgensen offensichtlich fremd. Auch er hing diesem Anachronismus an, indem er Schüler manchmal heftig schlug. Dafür bin ich genau wie Holger Petersen Augenzeuge. Und es hat mich ebenso empört wie enttäuscht.

    Ob er diese Verfehlungen, die als „erzieherische Maßnahmen“ bis Ende `60 gleichwohl nicht strafbar waren, durch kulturelles oder soziales Engagement in Schleswig quasi geläutert ausgleichen konnte, kann ich freilich nicht beurteilen.

    Viele Grüße
    Jürgen Jürgensen

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