Admin: Jetzt haben wir den Lebenslauf des Hakon Lingner, der das einzigartige Bild der Stadt Schleswig des Jahres 1523 gezeichnet hat (bitte scrollen!).
Seht ihr, der Mühlenbach fließt durch den Polierteich (oben) in den Kälberteich (Mitte)!Den vom Kälberteich nach rechts fließenden Mühlenbach kennen wir noch heute. Nach links unten verlief der Stadtgraben, der neben der heutigen Plessenstraße floss und dann im Hafen mündete.
Die Klosterkiche der Dominikanermönche ist in der Gegend der Stadtgraben-Mündung noch gut sichtbar…
Hier ist die ganze Karte von
Jürgen „Ringo“ Erichsen: Der Stadtplan von 1523 wurde von Peter Hakon Lingner gezeichnet welcher im Nov. 2021
Hier ist noch ein Auszug aus den SN:
…Das Original indes ist auf der nebenstehenden Zeichnung des Grafikers Peter Hakon Lingner zu bewundern, an der dieser sechs Jahre lang gearbeitet hat. Diese isometrische Stadtansicht gibt nach Meinung von Experten historisch und volkskundlich exakt das Bild der Stadt im Jahre 1523 wieder. Sie zeigt neben der Trinitatiskirche zahlreiche andere Gotteshäuser, die nach der Reformation verschwanden, Befestigungsanlagen, die bald unbrauchbar wurden, und Stadttore, die vom Wachstum Schleswigs quasi überrollt wurden. Der Holm ist – seiner dänischen Bedeutung entsprechend – noch eine „kleine Insel“, nur durch eine schmale Brücke mit der Stadt verbunden.
Lingner, der inzwischen seinen Ruhestand in Portugal genießt, arbeitete als Zeichner für das Archäologische Landesmuseum. Ihm war immer wieder aufgefallen, dass historische Stiche und Zeichnungen der Stadt Schleswig nur so vor offenkundigen Fehlern strotzten. Da wanderte Schloss Gottorf schon mal äußerst nah an die Stadt heran, Kirchen und Palais wurden größer dargestellt als sie im Verhältnis zu den umliegenden Gebäuden waren – gerade so, wie es die Auftraggeber gerne sahen…
Renate Kalkutschke: Guten Tag Herr Administrator, im Folgenden habe ich den Text, den unsere beiden Kinder über Hakon verfaßt haben und der eigentlich in die Zeitung sollte, kopiert:
“Schleswiger Ministadt-Architekt und Künstlerpersönlichkeit verstorben“.
Peter Hakon Lingners künstlerisches Projekt zur Stadtgeschichte ermöglicht Einblicke in das mittelalterliche Schleswig und diente als Vorlage für die Schleswiger Ministadt. Nun ist er am 24. November [2021] im Alter von 81 Jahren nach kurzer Krankheit verstorben.
Wer das Schleswig des Jahres 1523 erleben möchte, kann dies heute in dem Vergnügungspark Tolkschau, wo Nachbauten von vielen Häusern des damaligen Stadtkerns in detailgetreuer Handarbeit im Maßstab 1:10 aufgestellt sind.
In dem inzwischen geschlossenen Café des Volkskundemuseums auf dem Hesterberg konnte viele Jahre das Lebenswerk Peter Hakon Lingners, eine große Stadtansicht aus der Vogelsperspektive des historischen Stadtkerns Schleswig, im Original bewundert werden. Handgezeichnet und minutiös recherchiert präsentiert sie Schleswig vor der Reformation in überwältigendem Detailreichtum. Die ausgiebige Recherche-und Zeichenarbeit an diesem außergewöhnlichen Kunstwerk bildete eine Grundlage für das Projekt „Ministadt Schleswig“ , den handgemauerten Nachbauten des spätmittelalterlichen Stadtkerns.
Ministadt und Stadtplan zeugen von Hakon Lingners Faszination der Schleswiger und im weiteren Sinne Norddeutscher Lokalgeschichten. Eine seiner vielfältigen Interessen, die sich alle vorwiegend um Geschichte drehten. Die Stadt Schleswig spielte in mehrerer Hinsicht eine besondere Rolle in Hakon Lingners Leben.
Am 24. Juli 1940 in Berlin geboren, wuchs Peter Hakon Lingner als ältestes Kind des Schauspielerpaares Ilain Wande (geschiedene Lingner, geborene Wendt) und Enno Lingner auf. Neben seinem Schulgang arbeitete er als Kind gelegenheitsmäßig in Rundfunk, Fernsehen, Theater, sowie in Modeschauen mit. Als Heranwachsender fand er eine zweite Familie bei den Pfadfindern, wo sich lebenslange Freundschaften entwickelten. 1959 leistete er einen Teil seines Wehrdienstes in Schleswig, bevor es ihn in die Welt hinaus zog.
Hakon Lingner war ein Reisender und so sah er viel von der Welt. Im Laufe der 1960ziger und 1970ziger Jahre war er oft und gerne unterwegs. Er bereiste große Teile von Europa und Afrika, oft zu Fuss oder per Anhalter, während er sich durch Pflastermalerei und Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Möglich ist es, noch heute in einem der kleinen Klöster auf Korsika oder Sizilien eine Wandmalerie von ihm zu finden. Nach etlichen Abenteuern in mancherlei Ländern, von denen er gerne erzählte, folgte eine wilde Zeit als Kunststudent in Berlin, wo auch so manche Szenekneipe den einen oder anderen zierenden Pinselstrich von Hakon abbekam.
Dort lernte er seine Lebenspartnerin Renate Kalkutschke kennen, die ihm später nach Schleswig folgte und mit ihm 2 Kinder bekam. Hakon arbeitete auf Ausgrabungen und fand Arbeit als Zeichner für das archäologische Landesmuseum. Hier wurde die Idee zu seiner umfangreichsten künstlerischen Arbeit geboren:
Eine mit Tintenfeder gezeichnete Sicht auf Schleswig, wie es im frühen 16.Jahrhundert, also zur Zeit der Hanse, der Bauernkriege und der Reformation, von oben ausgesehen haben mag. Ausgehend von jahrelanger Recherche in Originaldokumenten und der zeittypischen Baukunst entstand ein riesiges Panorama der Stadt, in dem jedes Gebäude so originalgetreu wie möglich dargestellt worden ist. Das Ergebnis ist bemerkenswert.
Ab Anfang der 90ziger Jahre diente der Mittelalter-Stadtplan als Vorlage für das Schleswiger Ministadt-Projekt. Bis zu 40 Langzeitarbeitslose fanden hier Beschäftigung als Erbauer der im Maßstab 1:10 realisierten Modelle vieler Gebäude, die 1523 in Schleswig standen. Der Schleswiger Dom zum Beispiel, noch ohne seinen heute ikonischen Turm. Hakon Lingner beteiligte sich an diesem Projekt mit seinem großen Detailwissen, das er sich über die Architektur und die Bauweise dieser Periode angeeignet hatte. Er zeichnete die Entwürfe für einzelne Gebäude, welche die Schleswiger Werkstätten, die mit dem Bau der Ministadt beauftragt waren, in die Realität übertrugen.
Zwischen 1977 und 2001 war es nicht schwer, Hakon in Schleswig zu begegnen. Er war ein reger Teilnehmer des Kneipenlebens der Stadt, wo seine unterhaltsame Art zu erzählen, oft für Kurzweil sorgte. Auch zu den Wikingertagen sah man ihn im selbstgestalteten Kostüm an seinem Stand, wo er Drucke seines verkleinerten Stadtplanes verkaufte. – Auch blieb Hakon Lingner ein Reisender. Während der 24 Jahre als Schleswiger zog es ihn immer wieder in die Ferne, oft zusammen mit seinen Kindern, um alte Freunde zu treffen und neue Länder zu besuchen. 2001 siedelte er nach Portugal um, wo er seine jahrzehntelange Arbeit als Ahnenforscher und Hobbyhistoriker weiterführte. Im Dezember 2019 wurde der inzwischen gebrechliche Hakon von seinen Kindern nach Norddeutschland (Flensburg) zurück geholt, wo er noch knapp 2 Jahre im betreuten Wohnen seinen Lebensabend verbrachte.
Am 24.11.2021 verstarb Peter Hakon Lingner nach kurzer schwerer Krankheit im St. Franziskus-Hospital in Flensburg.”
Flensburg, 20.04.2022 , Björn Lingner und Hanna Kalkutschke
Jürgen „Ringo“ Erichsen: Moin Herr Tams, in unserem Besitz befinden sich aus dem Nachlass von Hakon Lingner noch einige Bilder und Zeichnungen. Evtl. können Sie diese noch veröffentlichen.Ich habe viele Reisen an historische Orte mit Hakon gemacht. Admin: Vielen Dank! Ich habe eine Zeichnung von Hakon zum Titelbild gemacht und zwei Selbstbildnisse hier eingefügt (oben). Links ist der Vater von „Ringo“, Heinrich Erichsen, zu sehen.
Auf allen drei Bildern (von 1914) steht der Knabe rechts.
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Der Stadtplan von 1523 wurde von Peter Hakon Lingner gezeichnet welcher im Nov.2021 82jährig verstorben ist.Das Original befindet sich im Landesmuseum,eine etwas kleinere Kopie in der Gaststätte „Ringelnatz“.
Peter Hakon Lingner wurde am 24.07.1940 geboren und starb am 24.11.2021, also 81jährig.
Hallo Frau Kalkutschke!
Wäre es möglich, dass Sie dem „Klassentreffen“ Details über das Leben von Herrn Lingner mitteilen könnten, ggf. sogar mit Fotos? Ich finde die von ihm gezeichnete Karte faszinierend!
Der Admin
Guten Tag Herr Administrator,
im Folgenden habe ich den Text, den unsere beiden Kinder über Hakon verfaßt haben und der eigentlich in die Zeitung sollte, kopiert.
-„Schleswiger Ministadt-Architekt und Künstlerpersönlichkeit verstorben.
Peter Hakon Lingners künstlerisches Projekt zur Stadtgeschichte ermöglicht Einblicke in das mittelalterliche Schleswig und diente als Vorlage für die Schleswiger Ministadt. Nun ist er am 24. November im Alter von 81 Jahren nach kurzer Krankheit verstorben.
Wer das Schleswig des Jahres 1523 erleben möchte, kann dies heute in dem Vergnügungspark Tolkschau, wo Nachbauten von vielen Häusern des damaligen Stadtkerns in detailgetreuer Handarbeit im Maßstab 1:10 aufgestellt sind.
In dem inzwischen geschlossenen Café des Volkskundemuseums auf dem Hesterberg konnte viele Jahre das Lebenswerk Peter Hakon Lingners, eine große Stadtansicht aus der Vogelsperspektive des historischen Stadtkerns Schleswig, im Original bewundert werden. Handgezeichnet und minutiös recherchiert präsentiert sie Schleswig vor der Reformation in überwältigendem Detailreichtum. Die ausgiebige Recherche-und Zeichenarbeit an diesem außergewöhnlichen Kunstwerk bildete eine Grundlage für das Projekt „Ministadt Schleswig“ , den handgemauerten Nachbauten des spätmittelalterlichen Stadtkerns.
Ministadt und Stadtplan zeugen von Hakon Lingners Faszination der Schleswiger und im weiteren Sinne Norddeutscher Lokalgeschichten. Eine seiner vielfältigen Interessen, die sich alle vorwiegend um Geschichte drehten. Die Stadt Schleswig spielte in mehrerer Hinsicht eine besondere Rolle in Hakon Lingners Leben.
Am 24. Juli 1940 in Berlin geboren, wuchs Peter Hakon Lingner als ältestes Kind des Schauspielerpaares Ilain Wande (geschiedene Lingner, geborene Wendt) und Enno Lingner auf. Neben seinem Schulgang arbeitete er als Kind gelegenheitsmäßig in Rundfunk, Fernsehen, Theater, sowie in Modeschauen mit. Als Heranwachsender fand er eine zweite Familie bei den Pfandfindern, wo sich lebenslange Freundschaften entwickelten. – 1959 leistete er einen Teil seines Wehrdienstes in Schleswig, bevor es ihn in die Welt hinaus zog.
Hakon Lingner war ein Reisender und so sah er viel von der Welt. Im Laufe der 1960ziger und 1970ziger Jahre war er oft und gerne unterwegs. Er bereiste große Teile von Europa und Afrika, oft zu Fuss oder per Anhalter, während er sich durch Pflastermalerei und Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Möglich ist es, noch heute in einem der kleinen Klöster auf Korsika oder Sizilien eine Wandmalerie von ihm zu finden. Nach etlichen Abenteuern in mancherlei Ländern, von denen er gerne erzählte, folgte eine wilde Zeit als Kunststudent in Berlin, wo auch so manche Szenekneipe den einen oder anderen zierenden Pinselstrich von Hakon abbekam.
Dort lernte er seine Lebenspartnerin Renate Kalkutschke kennen, die im später nach Schleswig folgte und mit ihm 2 Kinder bekam. Hakon arbeitete auf Ausgrabungen und fand Arbeit als Zeichner für das archäologische Landesmuseum. Hier wurde die Idee zu seiner umfangreichsten künstlerischen Arbeit geboren:
Eine mit Tintenfeder gezeichnete Sicht auf Schleswig, wie es im frühen 16.Jahrhundert, also zur Zeit der Hanse, der Bauernkriege und der Reformation, von oben ausgesehen haben mag. Ausgehend von jahrelanger Recherche in Originaldokumenten und der zeittypischen Baukunst entstand ein riesiges Panorama der Stadt, in dem jedes Gebäude so originalgetreu wie möglich dargestellt worden ist. Das Ergebnis ist bemerkenswert.
Ab Anfang der 90ziger Jahre diente der Mittelalter-Stadtplan als Vorlage für das Schleswiger Ministadt-Projekt. Bis zu 40 Langzeitarbeitslose fanden hier Beschäftigung als Erbauer der im Maßstab 1:10 realisierten Modelle vieler Gebäude, die 1523 in Schleswig standen. Der Schleswiger Dom zum Beispiel, noch ohne seinen heute ikonischen Turm. Hakon Lingner beteiligte sich an diesem Projekt mit seinem großen Detailwissen, das er sich über die Architektur und die Bauweise dieser Periode angeeignet hatte. Er zeichnete die Entwürfe für einzelne Gebäude, welche die Schleswiger Werkstätten, die mit dem Bau der Ministadt beauftragt waren, in die Realität übertrugen.
Zwischen 1977 und 2001 war es nicht schwer, Hakon in Schleswig zu begegnen. Er war ein reger Teilnehmer des Kneipenlebens der Stadt, wo seine unterhaltsame Art zu erzählen, oft für Kurzweil sorgte. Auch zu den Wikingertagen sah man ihn im selbstgestalteten Kostüm an seinem Stand, wo er Drucke seines verkleinerten Stadtplanes verkaufte. – Auch blieb Hakon Lingner ein Reisender. Während der 24 Jahre als Schleswiger zog es ihn immer wieder in die Ferne, oft zusammen mit seinen Kindern, um alte Freunde zu treffen und neue Länder zu besuchen. 2001 siedelte er nach Portugal um, wo er seine jahrzentelange Arbeit als Ahnenforscher und Hobbyhistoriker weiterführte. Im Dezember 2019 wurde der inzwischen gebrechliche Hakon von seinen Kindern nach Norddeutschland (Flensburg) zurück geholt, wo er noch knapp 2 Jahre im betreuten Wohnen seinen Lebensabend verbrachte.
Am 24.11.2021 verstarb Peter Hakon Lingner nach kurzer schwerer Krankheit im St. Franziskus-Hospital in Flensburg.“-
Flensburg, 20.04.2022 , Björn Lingner und Hanna Kalkutschke